Die Veredelung des Tango
Matthias Pabst
28.01.2022

CD-Tipp: Isabelle van Keulen Ensemble - "Piazzolla Variations on Buenos Aires"

"Der Tango ist ein trauriger Gedanken, den man tanzen kann", hat einmal ein Dichter gesagt. Eine gewisse Melancholie ist ihm eigentlich immer eingeschrieben. In vielen Werken von Astor Piazzolla, dem argentinischen Tango-Großmeister, ist dieses Nachdenkliche, In-sich-Gekehrte auch enthalten.

Eine neue CD mit dem Titel "Piazzolla: Variations on Buenos Aires" beginnt mit dem gut 13 Minuten langen "Tangazzo". Was wohl die meisten als typischen Tango erkennen, ist erst nach einer längeren Einleitung zu hören, die auch zur klassischen Musik zählen könnte.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

Astor Piazzolla fand erst im Alter von 30 Jahren so richtig zum Tango. Sein Vater hatte schon immer eine Vorliebe für den Tango. Der junge Astor bevorzugte aber eher Jazz und Johann Sebastian Bach. Der Tango galt als schmutzig und anrüchig, nichts für ernsthafte Komponisten. Piazzolla wollte aber einer sein. Er sagte einmal: "Tangomusiker war ein schmutziges Wort im Argentinien meiner Jugend. Es war die Unterwelt". Eine Musiklehrerin in Paris überzeugte Piazzolla dann doch davon, dass der Tango seine Musik ist. Allerdings vergaß Piazzolla seine Liebe zu Bach nicht, so wie im Stück "Fugata" auf der CD.

Der Tango kommt von unten - aus den Bordellen und Hafenkneipen von Buenos Aires und Montevideo. Vor gut 100 Jahren fand er seinen Weg nach Europa und fasste Fuß auch in der bürgerlichen Gesellschaft, vor allem in seiner Veredelung durch Astor Piazzolla. In seinem "Adios nonino" verabschiedet er sich wehmütig von seinem Vater.

Ein würdiger Platz in der modernen Musik

Für die aktuelle CD "Variations on Buenos Aires" zeichnet sich vor allem die niederländische Violinistin und Bratschistin Isabell van Keulen verantwortlich. 2011 gründete sie das Isabell van Keulen-Ensemble, das auf den Tango Nuevo und Astor Piazzolla spezialisiert ist. Außerdem ist sie die künstlerische Leiterin der Deutschen Kammerakademie Neuss. Für diese CD hat sie die beiden Ensembles zusammengebracht. Die für den Tango eher ungewöhnliche Klangfülle sticht besonders bei dem Stück "Oblivion" hervor. Es ist eine Filmmusik von Piazzolla.

Astor Piazzolla wurde vor 101 Jahren geboren. Die CD "Piazzolla: Variations on Buenos Aires", erschienen bei Berlin Classics, erinnert an einen großen Komponisten, der dem Tango in der modernen Musik einen würdigen Platz gesichert hat.

Isabelle van Keulen Ensemble - "Piazzolla Variations on Buenos Aires" Berlin Classics Veröffentlichung: 28. Januar 2022 Preis: 21,99 Euro
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Isabelle van Keulen Ensemble - "Piazzolla Variations on Buenos Aires"
Berlin Classics
Veröffentlichung: 28. Januar 2022
Preis: 21,99 Euro

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