Klangvolles Akkordeon
Matthias Pabst
23.05.2019

CD-Rezension: Nikola Djoric - Pictures

Im Orchestergraben und überhaupt in der sogenannten E-Musik ist es immer noch ein Exot, das Akkordeon. Dabei kann es eine Klangfülle und einen Tonumfang vorweisen wie kaum ein anderes Instrument. Den Beweis dafür liefert auf seiner Debüt-CD der Akkordeonist Nikola Djoric.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

Kenner der russischen Musik werden das Stück erkannt haben: das Ballett der unausgeschlüpften Küken von Modest Mussorgsky. Nikola Djoric spielt es auf seinem beeindruckenden Akkordeon: Klangumfang 7 Oktaven, 22 Klangregister. Orgel, Klarinette, Geigen, das Akkordeon repräsentiert Eigenschaften von Tasten, Streich- und Blasinstrumenten. Alles auf einem Instrument. Wie hier - Limoges, der Markt, auch von Mussorgsky.

Nikola Djoric - Pictures Label: Berlin Classics Erscheinungstermin: 26.04.2019

Neben Mussorgsky interpretiert Djoric einen zweiten russischen Komponisten, Peter Tschaikowsky. Der war wohl der erste Vertreter der sogenannten hohen Kunstmusik, der das Akkordeon auftreten ließ, das war 1883 - in einem Akkordeonquartett. Tschaikowsky traute den Musikern offensichtlich nicht richtig über den Weg, er gab detaillierte Anweisungen, welche Klappen zu drücken seien. Sein Marsch der Zinnsoldaten war natürlich nicht für das Akkordeon geschrieben. Entfaltet hier aber durch das ungewöhnliche Instrument einen ganz eigenen Reiz.

Vielseitiges Instrument

Nikola Djoric spielt genau das, was ihm die Originalnoten vorgeben, nichts ist neu arrangiert. Djoric sagt dazu: Wenn Mussorgsky und Tchaikowsky dieses Instrument besser gekannt hätten, wären sie begeistert davon gewesen. Ende des 19. Jahrhunderts war das Akkordeon in dieser ausgereiften Form in der hohen Musik noch wenig verbreitet. Das erste so bezeichnete Accordion wurde 1829 in Wien patentiert und begann sofort seinen Siegeszug in der Volksmusik. Damit sich die Menschen eine Vorstellung des neuen Instruments machen konnten, wurde es auch umschrieben als Hand-Klavier. Ableger, die kurz darauf folgten, waren die Concertina und das Bandoneón. Welche Möglichkeiten das Akkordeon hat, zeigt sich besonders eindrucksvoll in Tschaikowskys In der Kirche. Die Nähe zur Orgel ist unüberhörbar.

Nikola Djoric wurde in Serbien geboren, er lebt in Wien. Gespielt hat er schon mit vielen Orchestern vorwiegend in russischen, deutschen und österreichischen Konzerthäusern. Seine Debüt-CD trägt den Titel Pictures und ist bei Berlin Classics erschienen. Akkordeon mal ganz anders.

Produktinfo

Nikola Djoric - Pictures
Label: Berlin Classics
Erscheinungstermin: 26.04.2019

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