Gregorian Chants
PR
Emotion und Pflichterfüllung
Matthias Pabst
20.03.2018

Der Papstname Gregor hat bis heute tiefe Wirkungsspuren hinterlassen. Einmal Papst Gregor XIII, der 1582 den neuen gregorianischen Kalender einführen ließ. Und dann auch Gregor der Große der ziemlich genau 1000 Jahre vorher, Ende des sechsten Jahrhunderts, Namensgeber für die gregorianische Musik wurde. Spätere Buchillustrationen zeigen Gregor, wie ihm eine Taube als Inbegriff für den Heiligen Geist Melodien diktiert. Allerdings zu Gregors Zeit wurde die Musik noch gar nicht aufgeschrieben, sondern mündlich weiter gegeben.

Der Gregorianische Gesang mit den lateinischen Texten war die Musik der Mönche, und er hat die Grundlage gelegt für die spätere vielfältige Ausdifferenzierung der geistlichen Musik bis zum Ende des Mittelalters. Jetzt ist beim Label mps eine Box mit drei CDs herausgekommen, die eine mehr als 40 Jahre alte Aufnahme wieder aufleben lässt: die Gregorian Chants von der Capella Antiqua München.

CD-Rezension: Gregorian Chants

 

Produktinfo

"Gregorian Chants"
Capella Antiqua München, Konrad Ruhland
Label: MPS
Euro

 

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Gregorianik-CDs gibt es seit vielen Jahren wie Sand am Meer, die Grabbeltische quellen über davon. Ausgerechnet Ruhlands Aufnahmen mit der Capella Antiqua von 1974 werden nun herausgegeben, und *Chrismon rührt die Werbetrommel. Warum nur?

Denn diese im Geist des Mensuralismus verhaftet gebliebene Aufnahme hätte man besser nicht exhumiert. Über so ein seelenloses Absingen von "Notenwerten" ist man in der Gregorianikforschung seit Jahrzehnten hinaus. Ruhland selbst hat in den 1990er Jahren eine Reihe neuer und deutlich besserer Aufnahmen mit den Niederaltaicher Scholaren herausgebracht. Nun bekommt er von seinen eigenen Jugendsünden Konkurrenz auf dem Medienmarktplatz.

Verantwortlich für die unselige Neuausgabe zeichnet das Label "mps". Dahinter verbirgt sich das musikalische Resterampen-Label "edel" aus dem Schwarzwald, für das Hans-Gerd Martens nicht zum ersten Mal positive Rezensionen schreibt. "Wenn etwas kostenlos ist, bist du nicht der Kunde, sondern das Produkt", sagt man. Vielleicht sollte ich mein *Chrismon+-Abo doch endlich mal kündigen.

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