Tränen vor Glück
Matthias Pabst
23.03.2021

CD-Rezension: "Felix Klieser - Beyond Words"

Die Oper oder das Konzert sind zu Ende. Es war ein großes musikalisches Fest. Was bleibt besonders hängen auf dem Weg nach Hause, im Auto, in der Bahn? Mit großer Wahrscheinlichkeit die Arien und die Chöre. Versierte Musikkenner werden vielleicht die eine oder andere Melodie auf dem Heimweg nachsingen können. Aber was bleibt, ist auf jeden Fall das Gefühl, die Stimmung der Musik.

Der Hornist Felix Klieser hat sich 13 Arien und Chöre vorgenommen und die menschliche Stimme durch das Horn ersetzt. Seine neue CD nennt er "Beyond Words", also über die Worte hinaus. Klieser beschreibt das so: "Die Hörenden sollen in die rein musikalische Welt eintauchen. Sie sollen nicht wissen müssen, was inhaltlich passiert, sondern sich von der Musik leiten lassen." Zum Beispiel in Vivaldis Gloria in Exelsis Deo, Ehre sei Gott in der Höhe.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

"Beyond Words", das sind 13 Musikstücke, jeweils vier von Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und eines von Christoph Willibald Gluck. Das einzige, was Felix Klieser veränderte, war die Tonart. Je nach Tonart könne er das, was er mit der Arie empfinde, besser oder deutlicher ausdrücken. C-Dur sei heller, silbriger, D--Dur runder und wärmer, Des-Dur satt und voll. Das Horn klinge je nach Tonart anders.

Felix Klieser - Beyond Words
Barock-Arien für Horn, Label: Berlin Classics
Erscheinungstermin: 19. Februar 2021
Preis: 19,99 Euro

Eine der berühmtesten Arien von Händel ist "Lascia ch'io pianga" aus der Oper Rinaldo. Eigentlich ist die Arie ein Klagelied. Felix Klieser hat sie von F-Dur nach H-Dur transponiert. Klieser sagt: "Für mich hat die Musik gleichzeitig etwas sehr Besinnliches, Ruhiges, etwas sehr Entspannendes. Sie hat für mich den Klang von charakterlicher Größe."

Die Musiker sind nicht nur Beiwerk

Ausgewählt hat Felix Klieser die Arien und Chorwerke nach der Maßgabe, wie gut sie sich für das Horn eignen. Kommt die große musikalische Farbvielfalt des Horns zur Geltung, wie ist der Klangausdruck? Dann ist auch nebensächlich, dass bei Erscheinen der CD Weihnachten schon lange vorbei ist. Ohne den Text funktioniert Bachs Weihnachtsoratorium für das Horn auch so.

Begleitet wird Felix Klieser vom Ensemble Chaarts Chamber Artists aus Zürich. Die Musiker sind nicht nur Beiwerk. Das Horn nimmt sich auch mal zurück und fügt sich in das Orchester ein. Das Gesamtkunstwerk zählt. Dazu noch ein Zitat von Felix Klieser: "Nicht das, was man rüberbringen will als Interpret ist wichtig, sondern, dass etwas ankommt." Und das tut es beim Hören ganz bestimmt, zum Beispiel bei "Gluck: J'ai perdue mon Euridice" aus der Oper Orpheus und Eurydike.

"Beyond Words" von Felix Klieser lebt von Gefühlen und Stimmungen. Kein Wunder, dass machem Hörer die Tränen kommen - vor Glück. Die CD ist bei Berlin Classics erschienen.

Produktinfo

Felix Klieser - Beyond Words
Barock-Arien für Horn
Mit Werken von: Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Christoph Willibald Gluck
Label: Berlin Classics
Erscheinungstermin: 19. Februar 2021
Preis: 19,99 Euro

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