Sun Children
MFA+ FilmDistribution
Schatzsucher und Geräuschjägerin
02.05.2022

Sun Children (Iran 2020)

Der iranische Regisseur Majid Majdi ("Kinder des Himmels") hat seinen neuen Film den Millionen Kindern gewidmet, die auf der ganzen Welt zur Arbeit gezwungen werden. Erzählt wird von vier Straßenjungen, die in Teheran für einen lokalen Boss einen auf einem Friedhof vergrabenen Schatz bergen sollen. Der Weg führt über das Abwassersystem einer kleinen Schule – Ali und seine Freunde müssen sich einschreiben und zur Abwechslung Mathe pauken. Von der "Mehrfachbelastung" dieser Kinder erzählt Majidi in einer Mischung aus Sozialstudie und Abenteuerfilm – und in vitalen, leuchtenden Bilder, die von der Energie der jugendlichen Hauptdarsteller infiziert scheinen.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© MFA+ Filmdistribution

Regie: Majid Majidi. Buch: Majid Majidi, Nima Javidi. Mit: Rouhollah Zamani, Abolfazl Shirzad, Mani Ghafouri, Mohammad Mhadi Mousavifar, Tannaz Tabatabaie, Javad Ezzari. Länge: 99 Minuten. FSK: ab 12 Jahre. FBW: besonders wertvoll.

Memoria (Kolumbien/Thailand/GB/Mexiko/F/D/Katar 2021)

In langen, meist statischen Einstellungen begleitet der philippinische Regisseur Apichatpong Weerasethakul seine Protagonistin Jessica, gespielt von Tilda Swinton, auf der Jagd nach einem Geräusch. Ein dumpfer Knall, "wie ein Rumpeln aus dem Kern der Erde", hat Jessica im Morgengrauen aufgeweckt. Und nun findet sie keinen Schlaf mehr. Sie fährt nach Kolumbien zu ihrer Schwester, lässt von einem Tontechniker das Geräusch rekonstruieren, folgt archäologischen Spuren – um schließlich in einem Dorf in den Bergen zu landen. Weerasethakul ("Onkel Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben") ist bekannt für seinen meditativen, verrätselten Stil, und auch dieser Film lässt sich schwer entschlüsseln. Klar ist: Er schärft die Sinne, für Bewegung, Farben, Geräusche. Eine Feier der magischen Kräfte des Kinos.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Port au Prince

Regie und Buch: Apichatpong Weerasethakul. Mit Tilda Swinton, Elkin Díaz, Jeanne Balibar, Juan Pablo Urrego, Agnes Brekke. Länge: 136 Minuten. FSK: keine Angabe. FBW: besonders wertvoll.

Nawalny (USA)

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny war in der Öffentlichkeit der wichtigste Gegenspieler des russischen Machthabers Wladimir Putin. Noch im März diesen Jahres wurde er ein weiteres Mal verurteilt: Wegen angeblicher Veruntreuung soll er neun Jahr Lagerhaft unter verschärften Bedingungen absitzen. Der kanadische Filmemacher Daniel Roher hat Nawalny porträtiert, in der Zeitspanne von seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Rückkehr nach Russland und seiner Verhaftung im Januar 2021. Der Dokumentarfilm neigt stellenweise zur Zeichnung eines Heldenbildes, bietet aber auch faszinierende Einblicke in die Mechanismen des Systems Putin.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© DCM

Regie und Buch: Daniel Roher. Mit: Alexej Nawalny, Julia Nawalnaya, Zakhar Nawalny. Länge: 98 Min. FSK: ab 12, ffr. FBW: ohne Angabe.

Sigmund Freud – Freud über Freud (Frankreich/Österreich 2020)

Der Dokumentarfilm des französischen Regisseurs David Teboul ("Yves Saint Laurent") stützt sich auf die umfangreiche Korrespondenz Sigmund Freuds und auf bisher unveröffentlichte Archivfilme - darunter private, die Freud in seinem Alltag zeigen (u.a. mit seinen Chow-Chows). Die intellektuelle Reichweite der Freudschen Psycho- und Kulturtheorie im Film darzustellen, ist nicht einfach. Hier gelingt es. Die eingesprochenen Originaltexte und historischen Aufnahmen fügen sich zu einem schlüssigen Gesamtbild, das nicht nur Freuds Biografie nachzeichnet, sondern die frühe psychoanalytische Bewegung porträtiert und die gesellschaftliche Stimmung der Zeit vermittelt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Film Kino Text

Regie: David Teboul. Buch: David Teboul und François Prodromidès. Stimmen: Birgit Minichmayr, Johannes Silberschneider, André Jung, Andrea Jonasson, Catherine Deneuve. Länge: 97 Min. FSK: keine Angabe.

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