Online für Anfänger
X-Verleih
Digitaldrama, Culture-Clash, Wagner-Wahnsinn
26.10.2021

Online für Anfänger (Frankreich/Belgien 2020)*

Das französische Filmemacherduo Benoît Delépine und Gustave Kervern, bekannt für anarchische Underdog-Geschichten, erzählt von drei Menschen aus einer Retortensiedlung, die unter finanziellen Problemen und unter dem Fluch des Internets leiden: Mobbing, miese Kundenbewertungen, ein Sextape. Bertrand, Christine und Marie lernen sich auf einer Gelbwestendemo kennen und beschließen irgendwann, nicht nur der eigenen Regierung, sondern Silicon Valley auf die Nerven zu gehen. Für die manchmal grobwitzige, insgesamt aber sehr treffsichere Sozialkomödie gab es auf der Berlinale einen sibernen Bären.

Ausführliche Kritik bei epd Film. 

*Anm. d. Red.: Der Film war bereits vorige Woche bei den Filmtipps dabei, der Start wurde allerdings auf diese Woche verschoben.

© X-Verleih

Regie und Buch: Benoît Delépine, Gustave Kervern. Mit: Blanche Gardin, Denis Podalydès, Corinne Masiero, Benoît Poelvoorde, Jean Dujardin. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.

 

Borga (Deutschland 2021)

In seinem Spielfilmdebüt erzählt York-Fabian Raabe eine Migrationsgeschichte. Kojo verdient im ghanaischen Agbogbloshie, einem Teil der Millionenstadt Accra, seinen Lebensunterhalt mit dem Zerpflücken von Elektroschrott – eine schwere, gesundheitsschädliche Arbeit. Ein Foto seines Onkels, der es angeblich in Deutschland zu etwas gebracht – Ghanaer nennen solche Aufsteiger "Borga" -, setzt Kojo in Bewegung. Er schlägt sich nach Mannheim durch, wo er zunächst Deals mit einem Elektromarkt macht, später schmuggelt er Drogen. Seine Familie daheim bekommt er nicht aus dem Kopf. Der Film nimmt sich viel Zeit für die Schilderung der Verhältnisse, findet interessante Schauplätze und entwirft plausible Figuren. Die Hauptrolle spielt Eugene Boateng mit einer überzeugenden Mischung aus Nachdruck und Nonchalance.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Across Nations Filmverleih

Regie: York-Fabian Raabe. Buch: York-Fabian Raabe, Toks Körner. Mit: Eugene Boateng, Christiane Paul. Länge: 104 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. FBW: besonders wertvoll.

 

Contra (Deutschland 2020)

Naima will in Frankfurt Jura studieren und Karriere machen. Als ihr Professor, ein selbstgerechter Zyniker, sie eines Tages mit Anspielungen auf ihren muslimischen Migrationshintergrund vor Hunderten Studenten zur Schnecke macht, steht der Akademiker vor der Suspendierung. Er versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, indem er die von ihm beleidigte Studentin für einen renommierten Debattierwettbewerb coacht. "Contra" ist das Remake der französischen Erfolgskomödie "Die brillante Mademoiselle Neïla" aus dem Jahr 2017. Sönke Wortmann überträgt die Culture-Clash-Komödie auf deutsche Verhältnisse und versucht gelegentlich dort hinzugehen, wo es weh tut. Naima – gespielt vom deutschen Youtube-Star Nilam Farooq – soll u.a. rhetorisch überzeugend darlegen, warum der Islam trotz Terroranschlags am Berliner Breitscheidplatz keine gewalttätige Religion ist. Ihr Professor, den Christoph Maria Herbst als dünkelhaften Beamten gibt, erblickt in der aufmüpfigen Migrantin bald eine Ersatztochter, was die Komödie routiniert zurück in die Bahnen vertrauter Fernsehfilme lenkt.

Ausführliche Kritik bei epd Film. 

© Constantin Film

Regie: Sönke Wortmann. Buch: Doron Wisotzky, Victor Saint Macary, Yaël Langmann, Noé Debré, Yvan Attal. Mit: Christoph Maria Herbst, Nilam Farooq, Hassan Akkouch, Ernst Stötzner. Länge: 108 Minuten. FSK: ab 12 Jahren. FBW: Besonders wertvoll.

 

Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt (Deutschland 2021)

Weltweit sind Menschen Wagners Musik regelrecht verfallen und verwenden viel Lebenszeit und Geld darauf, sie live genießen zu können. Rund um die Bayreuther Festspiele lässt Axel Brüggemann in seinem Dokumentarfilm zahlreiche Menschen mit ganz verschiedenem Hintergrund von Riga über Venedig bis Tokyo und Abu Dhabi zu Wort kommen: der amerikanische Wagner-Experte Alex Ross etwa stellt Bezüge zur Gegenwartskultur und zum Kino her, Festivalleiterin Katharina Wagner ist ebenso dabei wie Placido Domingo und diverse Solist*innen und Musiker*innen, die von ihren Erfahrungen erzählen. Besonders lebendig sind Szenen mit Dirigent Christian Thielemann und den Musikern im Orchestergraben, die wegen der aufgestauten Hitze oft in kurzen Hosen spielen, während oben das Publikum in Festtagskleidung sitzt. Einen gewichtigen Teil des Films nehmen aber auch Wagners Antisemitismus und die Vereinnahmung Bayreuths durch die Nazis ein. So erzählt etwa Regisseur Barrie Kosky, von Katharina Wagner persönlich eingeladen, die "Meistersinger von Nürnberg" zu inszenieren, sehr deutlich, welch große Probleme er mit Wagner hat.

Ausführliche Kritik bei epd Film. 

© Filmwelt

Buch und Regie: Axel Brüggemann. Mit: Katharina Wagner, Christian Thielemann, Alex Ross, Valery Gergiev u.v.m. Länge: 98 Minuten. FSK: ab 0 Jahren.

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