The Sisters Brothers
The Sisters Brothers. Day 26.
Wild Bunch Germany
"The Sisters Brothers"
05.03.2019

Der Film The Sisters Brothers ist kein ganz gewöhnlicher Western. Er hat zwar die klassische Ausstattung eines Westerns: ein Brüderpaar, das zum Töten unterwegs ist, eine Menge schießfreudiger Männer, Saloonszenen, viel Pferd und einen ordentlichen Goldrausch. Aber es gelingt dem französischen Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard von Anfang an, die Zuschauererwartungen zu unterlaufen. So hat man eine Schießerei noch nicht gesehen: In pechschwarzer Nacht blitzen Mündungsfeuer auf, die Zuschauer und Protagonisten gleichermaßen im Dunkeln lassen, wer schießt und wer stirbt. So beginnt die Geschichte des mörderischen Brüderpaars Eli (John C. Reilly) und
Charlie Sisters (Joaquin Phoenix). Im Oregon der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen geheimnisvolle mächtige Männer wie der »Commodore« das Gesetz der Region dar. In seinem Auftrag jagen die beiden Brüder den Ingenieur Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed). Ihr Kontaktmann Jim Morris (Jake Gyllenhaal) macht ihnen dabei das Leben allerdings schwerer, als er sollte. Wenn sich ein nachdenklicher Eli mit dem versoffenen Charlie streitet, entfalten die beiden witzige Dialoge von hohem Unterhaltungswert.

Auf sehr komische Weise steht die Primitivität des Westerners mit den Errungenschaften der Zivilisation in Kontrast. Manchmal wird der Zuschauer unerwartet von Zärtlichkeit angerührt. Schon der Titel spielt mit dem männlichen Stereotyp von Grausamkeit und Härte. Eigentlich ist das Schießen in diesem Western, gerade weil es so reichlich vorkommt, nur Nebensache. Der Film entfaltet eine subtile Kritik an der amerikanischen Waffenverehrung und an der Zerstörung des Ökosystems. Er setzt hinter das Demokratieverständnis der USA ein Fragezeichen, wenn gerade der idealistische Vertreter dieser Idee scheitert. Der Film ist empfehlenswert, nicht nur weil er eine Literaturverfilmung und niveauvolle Unterhaltung ist, sondern auch weil er die Gewalt im Selbstbild der mächtigsten Nation intelligent diskutiert.

© Wild Bunch

Produktion: Pascal Caucheteux, Gregoire Sorlat, Michel Merkt, Michael De Luca, Allison Dickey, John C. Reilly, USA/Frankreich 2018

Regie: Jacques Audiard

Drehbuch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain

Kamera: Benoît Debie

Schnitt: Juliette Welfling

Darsteller: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Riz Ahmed

Dauer: 121 Min.

Verleih: Wild Bunch Germany

Kinostart: 07.03.2019

Infobox

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein unabhängiges Gremium. Evangelische Werke, Verbände und Einrichtungen benennen in vierjährigem Turnus die acht Mitglieder der Jury. Sie erfüllt ihren Auftrag im Rahmen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbh. Sie hat bis heute über 750 Spiel- und lange Dokumentarfilme als Filme des Monats ausgezeichnet, die sich durch ihre herausragende Qualität zur Diskussion anbieten und Impulse zu verantwortlichem Handeln geben. Sie setzt damit Maßstäbe für eine anspruchsvolle Bewertung des jeweils aktuellen Kinoangebots.

Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammenleben der Menschen dienen, zur Überprüfung eigener Positionen, zur Wahrnehmung mitmenschlicher Verantwortung und zur Orientierung an der biblischen Botschaft beitragen. Sie berücksichtigt dabei die filmästhetische Gestaltung, den ethischen Gehalt und die thematische Bedeutsamkeit des Films. Keiner dieser Aspekte darf allein Ausschlag gebend sein; sie sollen vielmehr in ihrer wechselseitigen Beziehung bewertet werden. Zur Nominierung eines jeden Films veröffentlicht die Jury eine Begründung, die auch im Internet abgerufen werden kann.

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