Freibad - Kultur-Clash und Körperkult
Mathias Bothor
Kultur-Clash und Körperkult
In Doris Dörries Komödie "Freibad" wird das Sommerbaden zum Sinnieren über Freiheit, Frauenrechte und Demokratie: die Filmtipps der Woche vom 1. September
29.08.2022

Freibad (Deutschland 2022)

Rocky (Lisa Wagner) leitet das einzige Frauenfreibad Deutschland. Doch im extrem heißen Sommer geht es alles andere als harmonisch unter den Frauen zu. Da fühlt sich zum Beispiel eine Gruppe deutscher Frauen nicht nur von ihren türkischen Nachbarinnen bedrängt, sondern sie regen sich auch über eine Schwimmerin im Neopren-Burkini auf. In ihrer Kultur-Clash-Komödie macht Doris Dörrie das Freibad zum Austragungsort für virulente Fragen über Freiheit, Frauenrechte und Demokratie in der multikulturellen Gesellschaft und jongliert in einer sketchhaften Abfolge von Szenen leider mit gängigen Klischees und Vorurteilen.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Constantin Film

Regie: Doris Dörrie. Buch: Doris Dörrie, Karin Kaci, Madeleine Fricke. Mit: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Lisa Wagner. Länge: 103 Min. FSK: ab 12 Jahre

Das Glücksrad (Japan 2021)

Ryusuke Hamaguchi füllt das altgediente Format des Episodenfilms mit frischem, komödiantischem Elan. Drei so intrigen- wie wortreich konstruierte Kurzfilme über Sehnsucht, Verletzbarkeit und die Segnungen des Zufalls summieren sich zu einer moralischen Erzählung in der Nachfolge Eric Rohmers. Mit kleinem Budget quasi parallel zu seinem Oscar-Gewinner "Drive My Car" gedreht, fungiert "Das Glücksrad" als dessen Gegenstück und vergnügliche Ergänzung – und bekräftigt Hamaguchis Ruf, einer der aufregendsten Schauspieler-Regisseure der Gegenwart zu sein.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Film Kino Text

Regie und Buch: Ryusuke Hamaguchi. Mit: Kotone Furukawa, Kiyohiko Shibukawa, Katsuki Mori, Fusako Urabe, Aoba Kawai. Länge: 121 Min. FSK: ohne Angabe

L’Etat et Moi (Deutschland 2022)

150 Jahre nach der Niederschlagung der Pariser Commune erwacht der Komponist und damalige Communarde Hans List im Berlin des Jahres 2021 wieder zum Leben. Gespielt wird er von Sophie Rois, und die verkörpert auch die Gerichtspräsidentin Josephine Praetorius-Camusot, vor deren Richtersuhl sich List wiederfindet. Diese Doppelrolle ist nur eine unter vielen wunderbar komischen Absurditäten, mit denen Max Linz in seiner anarchischen Low-Budget-Slapstickkomödie eine Verbindungslinie von der autoritären Vergangenheit in die deutsche Gegenwart zieht.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Salzgeber

Regie und Buch: Max Linz. Mit: Sophie Rois, Jeremy Mockridge, Martha Mechow, Bernhard Schütz, Hauke Heumann. Länge: 85 Min. FSK: ohne Angabe

Komm mit mir in das Cinema. Die Gregors

Alice Agneskirchner porträtiert in ihrem Dokumentarfilm das Ehepaar Ulrich und Erika Gregor, die sich seit Jahrzehnten um die Filmkultur in Berlin und Deutschland verdient machten. 1963 gründeten sie die "Freunde der deutschen Kinemathek", die Filmklassiker, aber auch aktuelle Werke des Neuen Deutschen Films auf die Leinwand brachten. Aus den "Freunden" gingen dann später das legendäre Berliner Kino "Arsenal" und die Berlinale-Sektion "Internationales Forum des jungen Films" hervor. Ein ganz auf die beiden fokussierter Film, der Lebensgeschichte und Filmgeschichte aufs Schönste miteinander verschränkt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Shot in Berlin / Real Fiction Filmverleih

Regie und Buch: Alice Agneskirchener. Mit: Erika und Ulrich Gregor. Länge: 155 Min. FSK: ab 12 Jahre

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