30.09.2011

Zekarias möchte nicht Soldat werden. Aber Eritrea ist eine Militärdiktatur. Einziger Ausweg: die Flucht. Von seiner Mutter kann er sich nicht verabschieden. Erst acht Jahre später trifft er sie wieder (siehe chrismon plus, 1/2011). In dem Buch schildert Zekarias wie er über den Sudan, Libyen und Italien nach Nürnberg gelangt.

Auf seiner Flucht erleidet er Höllenqualen. In der sudanesischen Wüste wird er fast verrückt vor Angst und Durst. Zehn Tage mit 25 Menschen auf der Ladefläche eines Lastwagens. In Libyen steigt er in eins dieser Boote nach Italien. Drei Tage Todesangst auf offenem Meer. Nach sechs Monaten Flucht kommt Zekarias in Italien an.

Zekarias dachte, in Europa erwarte ihn das Paradies - oder zumindest ein Leben in Freiheit. Die Enttäuschung ist groß. Ob in Italien, in der Schweiz oder Deutschland: Nirgends fühlt er sich willkommen. Im Gegenteil. In Nürnberg wird ihm deutlich gesagt, Leute wie ihn wolle und brauche man hier nicht. Zekarias ist 19 Jahre alt, voller Tatendrang und Energie. Doch solange sein Antrag auf Asyl nicht bewilligt ist, darf er weder arbeiten noch studieren. Verdammt zum Nichtstun. Seit vier Jahren lebt Zekarias nun in Europa. Täglich muss er damit rechnen, nach Eritrea abgeschoben zu werden.

Die Geschichte zeigt, wie schnell sich das Ansehen eines Menschen auf der Flucht verändert. In seiner Heimat hatte Zekarias Familie und viele Freunde. Während der Flucht ist er auf sich allein gestellt, sein Leben zählt nur noch wenig. Die Menschenschmuggler nennen die Flüchtlinge „Tiere“ . In Europa ist Zekarias ein Niemand. Gedemütigt, verachtet und am Schlimmsten: ignoriert.

Zekarias erzählt seine Geschichte packend und ohne Selbstmitleid. Seine Erlebnisse werden  immer wieder mit zeitgleichen Nachrichtenmeldungen über Flüchtlingsströme aus Nordafrika verknüpft. „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“ ist ein aufrüttelndes Buch, um hinter dem Migranten den Menschen und seinen Weg kennenzulernen.

Zekarias Kebraeb, Marianne Moesle: „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“, Bastei Lübbe, 8,99 Euro
 

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