Der Schriftsteller Navid Kermani, ein religiös musikalischer Muslim, traut sich, was vielen Christen und Christinnen hierzulande nicht mehr so leicht fällt: Unverstellt, neugierig und offen nach Gott zu fragen und Antworten zu suchen. Wie können wir Gott erfahren? Wie sollen wir den Schöpfungsbericht verstehen? Wollte Gott wirklich, dass Abraham seinen Sohn opfert?
Claudia Keller
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Navid Kermani erzählt seiner Tochter Abend für Abend von der Religion. Nicht nur vom Islam, sondern von den großen existenziellen Fragen, die alle Religionen einen. Verschiedentlich wurde bereits von Kritikern angemerkt, dass es unrealistisch ist anzunehmen, dass eine Jugendliche jeden Abend mit ihrem Vater über Religion diskutiert und seinen gelehrten Vorträgen lauscht. Ob das realistisch ist oder nur ein literarischer Trick, ist zweitrangig. Die Konstruktion erlaubt Kermani jedenfalls, wichtige Fragen und Zweifel der Tochter aufzunemen, und führt so auch die zweifelnden Lesenden in hochkomplexe Zusammenhänge ein, unternimmt Ausflüge in die Physik, in die Philosophie, in die Theologie. Er beschreibt das alles auf eine elegante Weise und in einer Sprache, die auch ohne Theologiestudium zu verstehen ist. Und fast nebenbei erfährt man, wieviel Koran und Bibel verbindet und wo aber auch die Unterschiede sind. Ein wunderbares, sehr persönliches Buch - und nicht nur für religiöse Menschen zu empfehlen.
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