Sosolya-Tanzakademie aus Kampala, Uganda, bei einer Aufführung in der Bertold-Brecht-Schule Darmstadt
Sosolya-Tanzakademie aus Kampala, Uganda, bei einer Aufführung in der Bertold-Brecht-Schule Darmstadt
Andreas Reeg
Die Tanzschule von Kabalagala
Raus aus dem Slum: Eine Gruppe Jugendlicher aus Uganda tourt durch Deutschland
Tim Wegner
29.09.2017

Trommelschläge donnern über den Basketballplatz der Bertolt-Brecht-Schule in Darmstadt. Sechs junge Tänzerinnen und Tänzer stampfen mit den Füßen auf, klirren mit Fußglöckchen und schwingen in schillernden Kostümen ihre Hüften. Sie singen Volkslieder, in denen es um alte Königreiche geht, alltägliche Sorgen und eine Frau, die von zwei Männern umworben wird. 

Die Sosolya Undugu Dance Academy ist eine Jugendtanzgruppe aus Uganda und gerade in Deutschland auf Tour. Ihre Mitglieder stammen aus Kabalagala – so der klangvolle Name des grellen Vergnügungsviertels in der Hauptstadt Kampala. Hier ziehen einheimische Studenten und europäische NGO-Mitarbeiter durch das Nachtleben. Doch Kabalagala ist auch ein Slum und Ugandas bekanntestes Rotlichtviertel. 

,Waise‘ ist ein Stigma und sagt: Du bist anders! Hier sind wir alle gleich und haben einen Vater

Viele Kinder der Prostituierten wachsen ohne Vater auf. Keine rosigen Aussichten im Land mit der zweitjüngsten Bevölkerung der Welt. Chancen sind hier ohnehin nicht üppig gesät. Das dachte sich auch Mark Mugwanya, 42, ­aufgewachsen in der ugandischen Mittelschicht, als er ­das Elend im Slum mitbekam. Schon als Jugendlicher führte er den Kindern in Kabalagala Zeichentrickfilme vor. Später baute er dann die Sosolya Undugu Dance Academy auf. In einem umgebauten Wohnhaus mit Hof geben Künstler Kindern kostenlosen Tanz- und Musikunterricht. Die Kinder kriegen ein warmes Essen und lernen auch, wie man aus alten Gummireifen Flipflops herstellt und kleinere Handwerksarbeiten erledigt. „Wir unterstützen die von ihren Eltern oft ungewollten Kinder, sich zu selbstsicheren Menschen zu entwickeln“, sagt Mugwanya. Er arbeitet heute als Synchronsprecher für Filme und finanziert das Center von seinem Gehalt mit. Dazu kommen Spenden und die Gage für Auftritte, etwa in Hotels. Rund 300 Kinder kommen regelmäßig ins Center, 70 übernachten dort. Es wird langsam eng. Mugwanya hat deshalb ein Grundstück außerhalb der Stadt erworben. Langfristig möchte er ein Ausbildungszentrum er­öffnen, doch dafür braucht die Academy weitere Spenden.

Sosolya ist der Name eines afrikanischen Vogels. Undugu bedeutet Bruderschaft oder Familie. „Das sind wir: eine große Familie, unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Religion oder Stamm“, sagt Mugwanya. Den Begriff ­„Waise“ verwenden sie übrigens nicht, erklärt er. „Es ist ein Stigma und sagt: Du bist anders! Aber wir sind alle gleich und haben denselben Vater – Gott.“

Eine Darm­städter Schülerin hat die Tanztruppe nach Deutschland geholt: Lena Glemser lernte die Academy auf einer Reise durch Uganda kennen und vermittelte den Kontakt zum Kulturverein Kinderkulturkarawane, der die Gruppe prompt hierher einlud. Sie ist noch bis zum 10. November auf Tour.

Spendeninfo

Sosolya Undugu Familie e. V., Am roten Weg 19, 35096 Weimar (Lahn):
sosolyaundugufamilie@gmx.de; Frankenberger Raiffeisenbank eG,
IBAN: DE81520695190002031817, BIC: GENODEF1FBK,
Stichwort: chrismon/Sosolya
www.sosolya.com

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