Projekt-Foto, TrebeCafé, Düsseldorf
Petra Warrass/Diakonie Düsseldorf
Die Kurve kriegen
Die Diakonie Düsseldorf bietet jungen Frauen ohne Zuhause eine Anlaufstelle
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
21.03.2017

Lena hatte eine harte Kindheit. Die Mutter der heute 25-jährigen war psychisch krank, der Vater schlug sie. Lena suchte sich mit 14 eine eigene Bleibe, aber die Probleme gingen weiter. Zoff mit der Mitbewohnerin, ein Ex-Freund lauerte ihr auf. Bald verbrachte das Mädchen die meiste Zeit auf der Straße, trank, rauchte Marihuana, tat sich mit gewalttätigen Männern zusammen, machte Schulden. Eine Abwärtsspirale, die erst gestoppt wurde, als sie über eine Streetworkerin und andere Mädchen in das TrebeCafé in der Kölner Straße kam.

Die Diakonie Düsseldorf bietet hier jungen Frauen ohne Zuhause eine Anlaufstelle. Die 12- bis 25-Jährigen können sich in zwei großen Räumen tagsüber ausruhen, aufwärmen, waschen, etwas essen. Sozialpädagoginnen gehen mit ihnen zum Jobcenter, zu Ärzten, vermitteln Therapien, machen Mut. Seit der Gründung 1996 haben fast 2500 junge Frauen die Angebote genutzt, unter ihnen waren 900 jünger als 16. Einige kommen über Jahre, sagt Leiterin Marita Wenzel. Und kriegen so langsam die Kurve in ein neues Leben. Lena hat das geschafft. Sie hat zwei Therapien gemacht, ihre Schulden getilgt und arbeitet heute als Bankkauffrau. Ins TrebeCafé kommt sie kaum noch. „Sie braucht uns nicht mehr“, sagt Wenzel, „und das ist gut so.“

Interview

Fragen an Marita Wenzel, Leiterin des Trebecafés in Düsseldorf

chrismon: Wie viele Kinder und Jugendliche leben in Deutschland auf der Straße?

Martina Wenzel: Es gibt keine genauen Zahlen. Man schätzt, mehrere tausend. Es ist auch die Frage, wen man meint, wenn man von Straßenkind spricht. 

Wen meinen Sie? 

Minderjährige, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, die Tage etwa in der Fußgängerzone verbringen, in leerstehenden Häusern schlafen oder bei Bekannten, wo sie jederzeit rausgeschmissen werden können. Oft suchen die Eltern sie gar nicht.

Machen das einige auch freiwillig?

Anfangs kamen zu uns viele Punkerinnen, die wollten zum Teil so leben. Die meisten Mädchen heute hat die Not dorthin gebracht. Sie sind von einem traumatischen Zuhause weggelaufen, kämpfen mit Sucht, Prostitution, Gewalt, sexuellen Übergriffen.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.