Corona-Impfkampagne im Ostkongo
Erst reden, dann ­piksen
Eine Kirche im Ostkongo und ein Kleinprojektefonds aus Deutschland klären auf und impfen gegen Corona.
Ein Umfrage unter Dorfbewohnern zum Impfstatus
Umfrage unter Dorfbewohnern. Das Gebiet im Ostkongo ist groß, die Impfquote niedrig
CECA 20
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
22.06.2022

Der große Heiler war Impfskeptiker: Covid gebe es nicht, an der Impfung könne man sterben, kein Mitglied seiner Gemeinde werde sich impfen lassen. Als Dr. Kambale Tsongo Kaki, 50, von seinen Impfteams davon erfuhr, machte er sich auf den Weg, um den einflussreichen Mann zu treffen. Die beiden redeten einen halben Tag miteinander. Kaki hatte offenbar die besseren Argumente. Am Ende wollte der Skeptiker öffentlich geimpft werden – um auch seine Gemeinde zu überzeugen.

"Danach", erzählt Dr. Kaki, "registrierten wir viele Gemeindemitglieder für die Impfung. Ich bin sehr zufrieden." Kaki ist verantwortlich für die medizinische Abteilung der Kirche Communauté Évangélique au Centre de l’Afrique, kurz CECA 20, in der Demokratischen Republik Kongo.

Er leitet ein Projekt aus dem Impfkleinprojektefonds, den Brot für die Welt und das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) aufgesetzt haben. Vom 23. März bis zum 8. April 2022 haben seine Teams 2296 Menschen in der Gesundheitszone Aru geimpft, erzählt Dr. Kaki. Das sind erstaunlich viele. Denn die Bedingungen sind schwierig. Im Osten des Landes terrorisiert eine radikal­islamische Miliz die Bevölkerung, es gibt zahllose Vertriebene und Binnenflüchtlinge. Ein riesiges Gebiet, schlecht erschlossen, die Impfquote lag 2021 bei 0,4 Prozent.

"Wir sind noch weit entfernt von unserem Ziel" Dr. Kambale Tsongo Kaki

Die CECA 20 betreibt hier 24 Krankenhäuser und viele kleinere und größere Gesundheitszentren. Über den Kleinprojektefonds gelang es Dr. Kaki und seinen Mitstreitern, sechs dieser Gesundheitseinrichtungen für eine nationale Impfkampagne zu registrieren, WHO-zertifizierte Kühlschränke und auch Impfstoffe zu besorgen. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Überzeugungskampagnen sind nur sinnvoll, wenn dann auch tatsächlich geimpft werden kann. Andernfalls verpufft die Wirkung.

Warum gibt es so viele Vorbehalte gegenüber der ­Impfung? "Falsche Informationen in den sozialen Netzwerken", erklärt Dr. Kaki, "etwa das Gerücht, dass ein Chip zur Überwachung injiziert wird. Oder dass der Westen die Zahl der Afrikaner auf diese Weise reduzieren will. Oder man verweist auf die vergleichsweise niedrige Rate an Covid-19-bedingten Todesfällen bei Schwarzen." Tatsache ist: Es wird viel weniger getestet als in Europa. Und die Bevölkerung ist im Durchschnitt jünger.

Seine Kirche kümmere sich ganzheitlich um das Wohl der Gemeindeglieder, sagt Kaki. Und deshalb versuche er, auch die anderen religiösen Führer als "Changemaker" zu gewinnen. Was braucht er am dringendsten? "Einen ­Geländewagen, damit die Impfteams während der Regenzeit unterwegs sein können. Und wir brauchen eine Fort­führung des Projekts über den Oktober hinaus, weil wir von unserem Ziel noch weit entfernt sind."

Spendeninfo

Difäm - Gesundheit in der Einen Welt Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V.

Die Kirchen können im Ostkongo Orte erreichen, wo staatliche Kampagnen nicht ankommen, erklärt Gabi Hettler von Difäm Weltweit. Die Organisation unter­stützt seit vielen Jahren die medizinische ­Arbeit der CECA 20 finanziell und beratend – und mit Ihrer Spende auch künftig.

Evangelische Bank eG Stuttgart,
IBAN: DE36 5206 0410 0000 4066 60

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