Sexualerziehung in Kenia [1]
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
Jacinta (links) ist 16 und möchte erst in zehn Jahren Kinder
Projekt - Tabuthemen in Kenia
Es ist für Jugendliche bestimmt nicht einfach, sich vor ihre Klasse zu stellen und zu zeigen, wie ein Kondom funktioniert. Die sechzehnjährige Schülerin Jacinta macht es trotzdem, weil sie es wichtig findet, sagt sie. An ihrer Schule im ostkenianischen Kilifi erklärt sie anderen Schülern, wie sie sich vor Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Sie beantwortet auch Fragen zur Menstruation und verteilt Binden, die für viele Mädchen in dieser Region zu teuer sind.
Tabuthema Sexualität
Sexualaufklärung steht in Kenia nicht auf dem Lehrplan. Insbesondere in ländlichen Gebieten sind Sex vor der Ehe und Verhütung noch ein großes Tabuthema. Zwar gibt es fast überall Kondome zu kaufen, und Ärzte verschreiben die Pille. Aber das Risiko, von Bekannten oder Verwandten erwischt zu werden, ist für Jugendliche zu groß. Und so gehen sie das andere Risiko ein: ungeschützter Geschlechtsverkehr.
"Jugendliche sind der Schlüssel", sagt Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Die Stiftung gründet Schulklubs und bildet dort Jugendberater wie Jacinta aus, damit diese ihr Wissen an andere weitergeben. Die Mitarbeiter der Stiftung setzen sich auch für Rückzugsräume ein. An vielen Schulen fehlen abschließbare Toiletten, sodass die Mädchen nicht unbehelligt ihre Binden wechseln können und es zu Übergriffen kommt.
Das Programm wendet sich schon an Zehn- bis Vierzehnjährige. Denn Teenagerschwangerschaften sind häufig in Kenia. Jedes zehnte Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren wird schwanger. Ungewollte Schwangerschaften, mangelndes Wissen über Verhütung und Monatshygiene, Gewalt und Armut - all dies sind wichtige Gründe dafür, dass Mädchen die Schule abbrechen.
Kinder lieber später
Jacinta hat das oft mitbekommen. Einmal hätten sechs Mädchen im Teenageralter auf ihrer Schule gleichzeitig Babys erwartet, sagt sie. Auch ihre ältere Schwester wurde mit siebzehn Jahren schwanger. Sie musste den Vater des Kindes heiraten und führt heute eine unglückliche Ehe. Jacinta hat andere Pläne: weiterlernen, Studium, Journalistin werden, mit 26 Jahren heiraten und dann zwei Kinder bekommen, einen Jungen und ein Mädchen. Ob sie in der weiterführenden Schule auch als Jugendberaterin arbeiten wird, weiß sie noch nicht. In jedem Fall aber kann sie jetzt offen über das reden, was im Körper vorgeht. "Wir sind wie Botschafter", sagt sie. "Ich bin stolz, dazuzugehören."