Erledigt: Ist Häkeln Frauensache? [1]
Foto: Katrin Binner
Ursula Ott ist Chefredakteurin von chrismon
Ich kann stricken. Zu den drei Dingen, die alle Umzüge überstanden haben, gehört ein lila Norwegerpullover mit grünen Hirschen, nach Brigitte-Anleitung im zarten Alter von 15 gefertigt, „nur für geübte Strickerinnen“. Das mal vorweg. Aber als ich dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse zu einem „Handmade-Tag“ eingeladen wurde, dachte ich: Och nee, Mädels. Buchmesse! Das ist doch da, wo sonst die bewährten Kulturtechniken Lesen und Schreiben gefeiert werden. Da wollen wir jetzt ernsthaft stricken und häkeln?
Natürlich schreiben auch Frauen große Bücher. Aber deprimierend ist es schon, wenn man in Halle 3 Richard David Precht erlebt, wie er seine „Geschichte der Philosophie“ in drei Bänden vorstellt. Und tags drauf die Jungschauspielerin Maja Celiné Probst in der Do-it-yourself-Arena „an der Häkelnadel“. Die mir bislang unbekannte Akteurin verrät in „Häkeln ladylike!“, am Filmset reihe sie bei langen Wartezeiten Masche an Masche. Tja. Man liest ja so viel. Dass 85 Prozent der Filme von Männern produziert werden. Kann es sein, dass Männer in Drehpausen am Set ebenfalls knüpfen – und zwar Netzwerke? Und dann Erfolg haben? Während Frauen häkeln. Und dass Männer dann so erfolgreich wie Til Schweiger sind und Flüchtlingsheime bauen können?