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Frauenquote [1]

Chance vertan - die Quote hätte jetzt kommen müssen
Wir brauchen die Quote. Jetzt und nicht erst in zehn Jahren. Mal wieder hat die Politik eine Chance vertan. Und das ist sehr schade.
April 2013
Dorothea Heintze [2]

 chrismon Redakteurin Dorothea Heintze

Wer Ursula von der Leyen in den letzten Wochen und Monaten erlebt hat, wie sie sich hochemotional und engagiert für die Quote eingesetzt hat, der weiß: Dies ist ein schwarzer Tag für die zweitmächtigste Politikerin in Deutschland  - ein sehr schwarzer Tag. Da mag von Konsens und Kompromissen die Rede gewesen sein. Am Ende war es nichts anderes als eine bittere Niederlage. Heute wäre es darum gegangen, ein starkes Zeichen zu setzen. Ein „Ja“ für den Antrag der Opposition, weil jenseits aller Parteiquerelen längst klar ist: Mehr Frauen in Führungspositionen schaden nicht, sie nützen. Und der freie Markt regelt es eben nicht von allein: Denn der freie Markt wird bestimmt von Köpfen und in diesen Köpfen haben sich über Jahrzehnte hinweg bestimmte Muster eingefressen.

Zum Beispiel dieses: Ja, Frau arbeitet, Frau kombiniert auch eine Familie mit dieser Arbeit und ja, ein paar seltene Exemplare machen auch eine richtig große Karriere. Alle anderen bleiben brav in ihren Grenzen. Denn wirkliche Macht, die ist ja soooo unweiblich. Sowas passt nicht zu unserem Frauenbild.

Wir brauchen mehr Chefinnen

Woher meine Überzeugung kommt? Da brauche mir nur meine eigene Geschichte anzusehen. Hatte ich Chancen? Ja. Bin ich dabei jemals von meinem eigenen Mann, meinen Chefs und Chefinnen behindert worden? Nein!

Meine Argumente für das „Nein“ - siehe oben: „Macht“ war für mich in „Ih-bäh“-Begriff. Sollten sich doch die Anzug- und Krawattenträger in den Chefetagen darum prügeln. Ich wollte einen netten Job, der mir meine Freiheiten und genügend Zeit für die Kinder ließ. So war ich aufgewachsen, so hatte ich es gelernt, und anders als andere Frauen habe ich diese Schranke in meinem Kopf nicht durchbrechen können.

Waren die Männer, die an mir vorbeizogen, begabter? Glaube ich nicht. Aber sie hatten Vorbilder, gute, wie schlechte. Wenn ich in jungen Jahren nach Frauen über mir suchte, dann sah ich oft den berühmten „Blaustrumpf“: Single, hart und unsympathisch. Keine erstrebenswerte Größe.

Das sei doch längst anders geworden, höre ich. Klar ist es das. Mittlerweile gibt es viele Chefinnen: Singles und Mütter, Überfliegerinnen und ganz normal Begabte, Blaustrümpfe und Blauröcke. Das ist gut so, denn wie die Männer brauchen auch wir Frauen viele unterschiedliche „role models“. Trotzdem: Gleichberechtigt ist hier noch lange nichts.

Übrigens auch nicht in den Medien. Zwar schreiben wir gerne und viel über Gleichberechtigung, doch in der Realität sitzen Männer in den Chefetagen. Und weil das so ist, bin ich Gründungsmitglied bei ProQuote e.V. [3]: 30 Prozent mehr Chefredakteurinnen, in Zeitungen, Radio und Fernsehen,  wollen wir erreichen. In fünf Jahren soll das Ziel erreicht sein, dann wollen wir uns auflösen. Mal sehen, was wir schaffen. Da gibt es noch viele Männer, die freiwillig nicht b            eiseite rücken werden.


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