1974 
in Karlsruhe geboren
1993 – 1995
 Magisterstudium (Kunstgeschichte, Soziologie und Philosophie)  an der Universität Karlsruhe
1996 – 2002
 Fotografiestudium an der FH Bielefeld
2002 
Diplom bei Prof. Roman Bezjak
2004 – 2006
 Gaststudentin am Städel, Frankfurt am Main, bei Prof. Wolfgang Tillmans
2007 – 2008
 Lehrauftrag an der Hochschule Anhalt, Fachbereich Design, Dessau
seit 2008 
Unterrichtet Fotografie an der Ostkreuzschule, Berlin
seit 2010 
Juniormitglied bei OSTKREUZ – Agentur der Fotografen
Lebt und arbeitet in Berlin


Auszeichnungen/Preise (Auswahl)
1998
 Stadtfotografin in Gera, Stipendium des MAK (Museum für Angewandte Kunst), Gera
1999 
2. Preis beim Europäischen Architekturfotografie-Preis der db (deutsche bauzeitung)
2002 
Kodak-Nachwuchs-Förderpreis
2003 
Anerkennung beim Europäischen Architekturfotografie-Preis der db (deutsche bauzeitung), Katalog und               Wanderausstellung
2003
 Dokumentarfotografie-Förderpreis der Wüstenrot-Stiftung
2003
 Teilnehmer der 10. Joop-Swart-Masterclass, World Press Photo, Amsterdam
2004 
Auszeichnung beim Otto-Steinert-Preis
2007 
VG-Bildkunst Stipendium
2008
 Nominiert für den KLM Paul Huf Award
2010 
1. Preis Vattenfall Fotopreis 

 

Über die Gärtners und ihre gemeinsame Reise schreibt sie:

„Meine Reise

In meinen fotografischen Arbeiten habe ich mich häufig mit etwas beschäftigt, das mir Angst macht. Dieser Angst wollte ich begegnen, sie kennenlernen und verstehen. An Alzheimer hat mich die Vorstellung beängstigt, dass man sein Selbstbewusstsein verliert, seine Persönlichkeit.
...Ich habe Lothar und Elke Gärtner Anfang des Jahres 2008 kennen gelernt. Damals lag ihre Erstdiagnose etwa zwei Jahre zurück. ...Während sie einerseits körperlich noch recht fit war, konnte sie schon seit einiger Zeit nicht mehr sprechen. Die wenige Kommunikation, die noch möglich war, erfolgte durch kurze Notizen, die sie auf einem kleinen Schreibblock machte, ...einmal schrieb sie gleich drei Mal untereinander „Ich will, dass Du bist.“
...Lothar hatte kein Problem, sich gegenüber einer Fremden, die ich damals für ihn war, der Krankheit seiner Frau zu stellen. ...Nach kurzer Bedenkzeit und Beratschlagung mit seinen Kindern willigte er ein, dass ich seine Frau und ihn für eine unbestimmte Zeit mit der Kamera begleiten dürfe.
...Ich konnte mit Elkes Krankheit erstaunlich gut umgehen, und während der Zeit, die ich mit Lothar und Elke verbrachte, stimmte sie mich auch selten traurig. Wie ich das auch bei meinen vorangegangen Projekten erlebt hatte, wächst man in Situationen herein, arrangiert sich mit ihnen, lebt mit ihnen.
...Eine andere Aktivität, die zu Lothars und Elkes gemeinsamen Leben gehörte, war das Reisen. ...Für Lothar war es also nichts ungewöhnliches, für den kommenden Sommer eine Route zu planen, auch wenn er insgeheim ahnte, dass es die letzte gemeinsame Reise werden könnte. ...Ich fuhr im Wagen der Gärtners mit, zum Übernachten hatte ich aber mein eigenes Zelt.
...So reisten wir gemeinsam bei immer herbstlicher werdendem Wetter durch Polen, Litauen, Lettland und Estland bis nach Tallin. Von dort ging es weiter mit dem Bus nach St. Petersburg... . Unsere letzte große Etappe war die Insel Saarema in Estland. ...Jeden Abend zählte und nummerierte ich meine Filmrollen - es waren mittlerweile an die 170 Stück - und jeden Tag beobachtete ich von Neuem das ungleich gewordene Paar, das aber doch so harmonisch zusammen spielte. ...Die Reise ins Baltikum wurde zur letzten Reise der Gärtners. Einige Monate nach unserer Rückkehr stürzte Elke so unglücklich auf ihren Hinterkopf, dass sie zwei Wochen später in einer Rehaklinik verstarb.

Lothar nahm mich so freundschaftlich und so selbstverständlich in sein Leben auf und auf ihre Reise mit. Nie beschwerte er sich, selbst wenn ich mich beschwerte. Dafür und für ihr unendliches Vertrauen danke ich Lothar und Elke.“


Sibylle Fendt, Berlin im Juni 2011

Buchauszug aus: Gärtners Reise, von Sibylle Fendt, Kehrer Verlag