Sara K. posiert für ein Porträt im ultra-orthodoxen Viertel Mekor Baruch in Jerusalem
Sara K. verließ ihre Familie, als sie 18 war. Eine Weile zog sie von Haus zu Haus, von Couch zu Couch
Jonas Opperskalski
Jerusalem: So hilft das Barata-Haus ultraorthodoxen Aussteigern
Ist Gott wirklich so streng?
Sie stammen aus Familien mit sehr vielen Kindern, vielen Regeln und wenig Freiheit. Wer aussteigen will aus den wachsenden ultraorthodoxen Gemeinschaften in Jerusalem, braucht Unterstützung – und findet sie
24.03.2023
11Min

Eine junge Frau irrt durch die Straßen Jerusalems. Es ist Nacht. Feiner Regen schimmert auf den sandfarbenen Kalksteinwänden und sickert langsam durch ihre Jacke. Schnitt. Sie betritt das Treppenhaus eines Wohnhauses und klopft zitternd an Wohnungen. Sie bittet um Hilfe und bekommt die Tür vor der Nase ­zugeschlagen. Schnitt. Die Protagonistin sitzt auf einer öffentlichen Toilette, den Inhalt ihres Rucksacks auf den schmierigen Ablagen verteilt.

"Wir haben noch kein Ende für unser Drehbuch", sagt die 23- Jahre alte Sara F., streicht sich die langen schwarzen Locken aus dem Gesicht und zieht an ihrer selbstgedrehten Zigarette. "Vielleicht, weil es erzählt, was wir selbst durchgemacht haben, und wie unsere eigene Geschichte ­ausgeht, weiß ich auch noch nicht." Neben ihr tippt ­ihre ­Kommilitonin Sara K. am Laptop und nestelt an einer großen Creole. Beide Frauen haben ihren Familien und der ultraorthodoxen Welt vor Jahren den Rücken gekehrt.

Jonas Opperskalski

Jonas Opperskalski

Jonas ­Opperskalski, ­geboren 1988, ist fasziniert von den unglaublich vielfältigen ­Lebensgeschichten der Barata- Besucher – was ihre Vergan­gen­heiten angeht, aber auch ihre ­Zukunfts­pläne.
Privat

Felix Wellisch

Felix Wellisch, ­Jahrgang 1989, war vor der Recherche ­ skeptisch, ob die Aussteiger*innen über ihre ­Erfahrungen ­überhaupt ­ sprechen ­würden – und dann ­überrascht von ­ ihrer Offenheit.

Ihren Arbeitsplatz haben sie in einem kleinen Hinterraum des Barata-Hauses im Zentrum von Jerusalem aufgeschlagen. Zwischen Pappkisten, einem alten Schlagzeug und einer fleckigen Matratze feilen sie am Drehbuch ihres ersten Projektes an der Jerusalemer Ma’aleh-Filmschule. Auf dem Schreibtisch stehen eine große Kamera und ein Aschenbecher.

Das Filmprojekt über die junge Ausreißerin ist für Sara F. und Sara K. eine Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte. Etwa jeder zehnte Ultraorthodoxe in Israel verlässt Schätzungen zufolge mittlerweile die streng religiöse Gemeinschaft. Auf dem Weg in ihr eigenes Leben geraten viele in Schwierigkeiten, Depressionen und Einsamkeit. Die Selbstmordrate unter religiösen Aussteiger*innen liegt über der ihrer Altersgenossen.

Aus dem großen Saal des Barata dringen Musik und Gesprächsfetzen herein. Es ist Freitagabend, der Beginn des Schabbats. Im jüdischen Teil Jerusalems haben seit ­Sonnenuntergang alle Läden geschlossen. Auf der ­Straße vor dem niedrigen Steinhaus eilen Nachzügler zum Schabbat­essen bei Freunden oder der Familie. Ins Barata kommen die, die nicht mehr zu ihren Familien können oder wollen, aber auf vertraute Gemeinschaft trotzdem nicht verzichten wollen. Manche tragen noch eine schwarze Kippa, den meisten aber ist nicht anzusehen, dass sie einmal ultra­orthodox waren.

"Ich bin sehr jung von zu Hause weg", sagt Sara F. Mit 15 Jahren hat sie die Enge und die vielen Regeln nicht mehr ertragen. "Ich bin die Älteste von neun ­Geschwistern. Ich fühle mich heute, als hätte ich im Leben als Erstes ­ die Mutterrolle gehabt, noch bevor ich Kind sein konnte." Als Jugendliche eckte sie immer wieder an. Verständnis habe dafür niemand gehabt. "Die Leute sagten, die hat keinen Glauben. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben", erzählt F.

Sie haben noch kein Ende für ihr Drehbuch, sagt Sara F. "Vielleicht, weil wir ja auch noch nicht wissen, wie unsere eigene Geschichte ausgeht."

Selbst für viele Israelis ist die verschlossene Welt der Charedim, auf Deutsch etwa: "der Gottesfürchtigen", mitunter ein Rätsel. Sie wohnen meist in ihren eigenen Stadtvierteln und leben streng nach religiösen Regeln, von der Kleidung über das Essen bis zum Kontakt zwischen den Geschlechtern. Zum Zeitpunkt der Staatsgründung 1948 lebten in Israel einige Zehntausend von ihnen, mittler­weile sind es fast 1,3 Millionen.

"Am Schabbat schalten sie sogar die Ampeln aus"

Als Sara F. beschloss, auszusteigen, verließ sie die abgeschottete Siedlung Modi’in ­Illit im Westjordanland. "Das ist eine andere Welt, dort schalten sie am Schabbat sogar die Ampeln aus", sagt F. Die Schule bestand sie noch mit Ritalin. Nach dem Abschluss rutschte sie in ­Depressionen und landete mehrmals im Krankenhaus. "Ich habe sehr schlechte Erfahrungen gemacht, weil ich so jung von zu Hause weg bin", sagt sie. "Ich bin immer wieder auf Typen gestoßen, die mich ausgenutzt haben. Diese Leute finden dich, die spüren das irgendwie. Aber jedes Mal bin ich ein Stück gewachsen."

"Sie haben uns wirklich nicht auf das Leben ­vorbereitet", pflichtet die andere Sara ihr bei. Sara K. besuchte eine religiöse Mädchenschule in der Kleinstadt Ofakim im Süden des Landes. "Ich habe, bis ich 17 war, mit keinem Mann ­außer meinem Vater oder meinem Bruder gesprochen." Mit 18 hielt K. die Armut und Enge des religiösen Lebens nicht mehr aus und packte ihre Koffer. "Ich hatte von so vielem keine Ahnung: Wie wichtig Geld ist, um in der Welt zu überleben, oder von Sex und Dating. Davon hat vorher nie jemand gesprochen", sagt K. Eine Weile zog sie von Haus zu Haus, von Couch zu Couch. "Ich bin zu jedem gegangen, der bereit war, mir die Tür zu öffnen, ob für Sex oder für was auch immer, an jeden Ort, wo es etwas Wärme gab", sagt K. "Auch im Barata habe ich eine Weile gewohnt."

Yoni Klapholtz ist im radikalen Viertel Mea Shearim aufgewachsen. "Ich habe die erste Hälfte meines Lebens Gott gesucht", sagt er. "Jetzt suche ich den Menschen."

Hier trafen sich die beiden Frauen vor drei Jahren. "Du hattest eine richtig schlimme Trennung hinter dir", erinnert sich F. "Wir haben stundenlang geredet und uns dann lange umarmt." Im Herbst meldeten sich beide gemeinsam bei der Filmschule an. ­Ironischerweise war es ihr Vater, der ihr die Leidenschaft für Filme mitgab, sagt F. Er habe heimlich DVDs und Video­kassetten gesammelt und nachts, wenn alle schliefen, vor dem Fernseher gesessen. "Ich kauerte im Dunkeln hinter ihm und schaute heimlich mit", erzählt F.

Anarchische Strukturen

Draußen füllt sich die große Halle langsam. Es ­duftet nach gebratenen Auberginen und frisch gebackenem Brot. Viele wollen die religiösen Regeln hinter sich ­lassen, nicht aber die vertrauten Symbole und Rituale. Eine Wand der Halle verschwindet hinter hohen ­Bücherregalen, ­geschmückt mit Menora, den traditionellen jüdischen ­Kerzenleuchtern. Auf einer kleinen Bühne in der Ecke stimmen zwei Männer auf dem Klavier und der arabischen Laute Oud das Lied "Schalom Aleichem" an, mit dem traditionell der Schabbat begrüßt wird.
Vor dem Haus unter einer überdachten Terrasse sitzt Yoni Klapholtz mit einem Pappbecher Kaffee und einer Zigarette. Er trägt eine Fleecejacke und einen Dreitagebart. Vor rund fünf Jahren gründete er das Barata, damals noch in seiner eigenen Wohnung. Vor zwei Jahren fand er das Haus im Stadtzentrum: die große Halle mit zwei Küchen, davor eine Terrasse zur Straße, ein kleines Café. Dazu gehören Büro- und Lagerräume und die zwei Schlafplätze.

Yoni – so um die 40, Genaueres verrät er nicht – steckt viel Energie und auch Geld in den Ort. Woher das kommt? Auch das möchte er nicht sagen. Manches seien Spenden, vieles bezahle er aus eigener Tasche. Das Ganze scheint eher anarchisch zu funktionieren, getragen von den Menschen, die dort viel Zeit verbringen und auf­räumen und putzen – oder auch mal nicht. Yoni hält alles zusammen. Wie er das macht, wissen auch regelmäßige Besucher nicht.
Yoni wuchs unweit vom Barata im selbst nach ultra­orthodoxen Maßstäben radikalen Stadtteil Mea Shearim auf, wo Fremde schon mal mit Gemüse und Eiern ­beworfen werden. Mit 13 habe er sich einer radikalen Jugendgruppe angeschlossen. "Im Grunde ging es dort darum: Wer am religiösesten tut und aussieht, hat den größten Glauben." Dass Gott so streng sein soll, konnte er irgendwann nicht mehr akzeptieren. "Ich habe den ersten Teil meines ­Lebens Gott gesucht", erzählt Yoni, "aber jetzt suche ich den ­Menschen."

Mittlerweile drängen sich die Gäste auf der ­Terrasse: Junge und Alte, Eltern mit Kindern und Teenager. Viele begrüßen sich auf Jiddisch mit "Gut Schabbes" und Um­armungen. Die Leute kämen, weil sie sich selbst ­vermissen würden, sagt Yoni. Viele würden hier Jiddisch statt ­Hebräisch sprechen, wie es in vielen charedischen ­Familien ­üblich ist. "Als wärst du ein Auswanderer in einem fremden Land. Du willst nicht zurück, aber wenn du deine Sprache hörst, wachst du innerlich auf."

Auch Aussteiger brauchen Gemeinschaft. Im Saal des Barata-Hauses treffen sie sich mit anderen Juden freitagabends zum Schabbatessen

Vielen fällt der Ausstieg schwer, etwa weil sie an den religiösen Schulen nie Mathe oder Englisch gelernt haben. Aber auch psychisch sei die Freiheit eine Herausforderung, sagt Yoni. Innerhalb der religiösen Welt wisse jeder, wo sein Platz sei. Und wer es nicht wisse, frage den Rabbi. Wer mit Mitte 20 schon längst geheiratet und vielleicht eine Familie gegründet hat, für den sei die Suche nach einem eigenen Weg eine dramatische Angelegenheit.

"Das Essen war schon immer ein guter Grund, herzukommen"

"Dafür gibt es das Barata", sagt Yoni. "Als sicherer ­Boden, auf dem jeder sich entwickeln kann, wie er oder sie will." Im Haus gibt es zwei Schlafplätze und laut Yoni ­keine Vorschriften außer dem Respekt vor der ­individuellen Freiheit.
Einen so anarchischen Ansatz sahen im konservativen Jerusalem zu Beginn nicht alle gern. Besonders in Erinnerung geblieben ist Yoni ein Duo aus einem 80-Jährigen und einem jungen Mann, die Woche für Woche freitags aus Protest vor dem Barata religiöse Lieder sangen. "Irgendwann kam jemand auf die Idee: Lasst uns einfach mit­singen. Danach haben sie damit aufgehört." ­Mittlerweile habe auch die charedische Gemeinde akzeptiert, dass im ­Barata niemand zum Ausstieg verleitet werde. Das Haus hat ­sogar getrennte Küchen für Fleisch- und Milch­gerichte, für Menschen, die trotzdem weiter koscher essen wollen. "Ich mache hier keine Regeln, und jeder soll hier für sich entscheiden, wie er leben will", sagt Yoni.

Im großen Saal wird das Schabbatmahl eröffnet. Wer möchte, fängt ganz nach Tradition mit einem Stück Challa- Brot und Salz an. Die beiden Saras stellen sich lieber gleich bei den großen Terrinen mit dampfendem Gulasch und Kürbissuppe an. "Das Essen war schon immer ein guter Grund, herzukommen", sagt Sara F. Auf ihre Kommi­litoninnen an der Filmschule sei sie manchmal neidisch, wenn diese jeden Tag mit einer vollen Brotbox in die ­Klasse kämen. "Es zeigt einfach, da ist jemand, der sich um sie sorgt und ihnen jeden Tag Brote macht."

Der zweite Grund sind die Menschen hier, auch wenn sie oft mit schweren Geschichten kommen", sagt Sara K. "Leute, die mir ähnlich sind und deren Geschichte ich ver­stehe – und die meine verstehen." Neben dem Barata gebe es in Jerusalem noch mindestens ein ähnliches Haus, und auch im liberalen Tel Aviv treffen sich religiöse Aussteiger mittlerweile zumindest am Schabbatabend.

Den Ultraorthodoxen wird ihr eigener Erfolg zum Verhängnis

Die Gründe für den Ausstieg sind vielfältig. Neomi, eine junge Frau aus Jerusalem, die vor allem studieren und ihre Träume verwirklichen will, sagt: "Ich will das Leben so viel wie möglich genießen, darum sind wir meiner Meinung nach hier. Das hatte keinen Platz in der religiösen Gesellschaft."

Chaim hingegen, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, schnitt zwar vor einem Jahr seine Schläfenlocken ab, besucht aber weiter die Thoraschule und sieht sich nicht als Aussteiger. "Ich glaube weiter an Gott. Ich musste nur einige Dinge loswerden, die mir nicht gefallen haben. Ich spüre da keinen Konflikt."

Viele hier wollen die religiösen Regeln hinter sich lassen, nicht aber die vertrauten Rituale. Nach dem Essen gibt’s Klezmermusik im Barata-Haus

Oder Chezi, um die 30, der von Religion nichts mehr ­wissen will, aber weiter die Fassade aufrechterhält. "Ich ziehe zum Beispiel die orthodoxe Kleidung an, wenn ich meine Familie oder meine Kinder am Wochenende sehe. Die wissen noch nicht, dass ich nicht mehr religiös lebe."

Häufig werden drei Gründe genannt, warum heute mehr Menschen als früher die abgeschottete Welt ­verlassen. Da ist zum einen das Internet: Zwei von drei ­Charedim haben heute einen Internetzugang und kommen mit Ein-flüssen von außen in Berührung. Zum anderen wollen Menschen wie Neomi, Chezi oder Sara K. schlicht die selbst ­gewählte Armut ihrer Eltern nicht mehr leben. Und schließlich wird den Ultraorthodoxen in Israel ihr eigener Erfolg zum Verhängnis: Das streng hierarchische System mit den Rabbinern an der Spitze taugt einfach nicht mehr, um 1,3 Millionen Mitglieder effektiv zu kontrollieren.

Trotzdem wird ihr Einfluss angesichts der derzeit durchschnittlich sieben Kinder pro Familie weiter wachsen. Das wird zu mehr Konflikten zwischen dem säkularen Israel und den ultraorthodoxen Rabbis und Politikern ­führen – weibliche Abgeordnete gibt es in den charedischen ­Parteien nicht. Im Dezember musste der ­wiedergewählte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Gegenzug für deren Unterstützung weitreichende Zugeständnisse ­machen.

Nun werden die orthodoxen Sonderrechte wie die staatliche Förderung des Thorastudiums weiter gestärkt. Ultraorthodoxe werden besonders häufig vom Wehrdienst befreit. Dabei arbeitet schon heute nur jeder zweite chare­dische Mann. Das Geld verdienen oft die Frauen – während sie gleichzeitig die Kinder großziehen. Laut dem ehemaligen Finanzminister Avigdor Lieberman könnten die neuen Vereinbarungen Israel jedes Jahr umgerechnet mehr als fünf Milliarden Euro kosten. Sara K. ärgert sich darüber. "Mir gefällt die Rolle, die das Judentum heute in diesem Land spielt, nicht. Ich denke nicht, dass die Ultraorthodoxen in den Machtzentren sein sollten."

Nach dem Essen spielt auf der Bühne eine Gruppe mit Schlagzeug, Klavier und Harmonika Klezmermusik. Die Saras bauen ihre Kamera auf. Wenn schon das Drehbuch heute nicht mehr fertig wird, wollen sie zumindest ­ihre ­Interview-Hausaufgabe hinter sich bringen. "Erzähl mal von deiner neuen Wohnung", sagt F. und hält K. das ­Mikrofon unter die Nase. Sie lebe seit ein paar Monaten zum ersten Mal in einer "normalen" Wohnung, ant­wortet sie. Soll heißen, mit einem Mitbewohner, der keinen ­religiösen Hintergrund hat. Es gebe immer wieder mal Missverständnisse. "Er war einfach sein ganzes Leben lang behütet und hat nicht erlebt, was ich erlebt habe. Ihn stören im Haus Dinge, die mir nie auffallen würden. Trotzdem ist es der Ort, an dem ich mich in meinem Leben bisher am meisten zu Hause gefühlt habe."

Es sei ein weiter Weg gewesen bis hierher, aber sie habe viel gelernt. Auch zu ihrem Vater habe sie heute Kontakt, sagt K., allerdings sehr oberflächlich. Gestern haben sie telefoniert. "Wir sprechen nicht über die schmerzhaften Dinge." Er sei ein radikaler Typ und habe ihre Mutter oft nicht gut behandelt, aber heute habe sie damit Frieden geschlossen. "Es ist ihr Leben, ich lebe meines. Und am Ende liebe und unterstütze ich sie und die Kinder, weil es meine Familie ist", erzählt K.

F. lebt heute bei ihren Großeltern. Abgesehen davon, dass die neugierige Großmutter gern mal ihre Sachen durchstöbere, gehe es ihr damit im Augenblick gut. "Ich habe mich sehr verändert, und ich fühle, dass ich heute an einem besseren Ort bin. Vor allem die Filmschule lässt mich weitermachen", sagt F.

Eine Woche bleibt beiden noch für ihr Manuskript über die obdachlose junge Frau in Jerusalem. "Wir haben Freunden hier ein paar Ideen für das Ende erzählt, aber sie fanden sie alle zu düster", erzählt F. Ein wenig Glück habe die Protagonistin doch verdient. Sie wollen sich noch mal eine neue Version überlegen.

Infobox

Ultraorthodoxe Juden heiraten früh und bekommen viele Kinder; sie machen in Israel inzwischen rund 13 Prozent der Bevölkerung aus, Tendenz steigend. 53 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie werden vom Staat finanziell unterstützt. Rund 50 Prozent der Männer gehen keiner regulären Arbeit nach, sie ­verbringen ihre Zeit mit dem Studium ­religiöser Schriften. Unter den Frauen ist die ­Erwerbsquote höher. Ultra­orthodoxe sind nicht mehr grundsätzlich vom Wehrdienst befreit. Sehr Strenge ­lehnen den Staat Israel ab, halten sich an rigide ­Schabbat-, ­Haar- und Kleidervorschriften. Es gibt sogar koschere ­Telefone – mit eingeschränktem ­Internetzugang.

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Wenn man die Bibel wirklich-wahrhaftig interpretiert, dann weiß man auch, dass Gott die Vernunft des Geistes / des Zentralbewusstseins ist und die Toleranz immer wieder in "Gottes Gnade" mündet (die Löschung der "Festplatten und Arbeitsspeicher"), bis Mensch, als ganzheitliches Wesen, die Möglichkeiten (das Programm des holographischen Universums) der vollen Kraft des Geistes entsprechend ("Ebenbild") in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik gestaltet.

... setzte all das, was Sie schreiben, nicht zuallererst voraus, dass bei Ihnen überhaupt eine Festplatte und Arbeitsspeicher eingebaut sind? Anders gefragt: Mit WAS und WIE denken Sie, wenn Sie Denkarbeit leisten und einen Gott denken, den es nicht gibt ?

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Vielen Dank für diesen lesenswerten Artikel. Was ich nicht verstehe, ist, warum die freilich wichtige Problematik bzw. die Thematik an der Frage *Ist Gott wirklich so streng?*, also das heißt an der Frage *Ist GOTT wirklich so streng?* festgemacht wird. Ich finde das ungerecht. Ich käme im Blick auf den Menschen ja auch nicht auf die Idee, Wasser als WASSER in Frage zu stellen (und stillschweigend auf virtuelle Anklagebanken zu setzen), bloß weil es Menschen gibt, die streng "wirklich so streng[e]" Hygieneregeln aufstellen. - Vermeidbare Konfusion halte ich für keinen ernstzunehmenden evangelischen Beitrag zur Lösung von ernsthaften Problemen.

Der Artikel setzt gerade nicht Gott auf die Anklagebank. Der Text weiß sich einig mit der Mehrheitsmeinung, dass Glaube, Gott und Religion ganz umgänglich seien, wenn man nur maßvollen Umgang mit ihnen treibe. Der Leser soll die Nase rümpfen über religiösen Extremismus, egal ob christlichen, islamischen oder jüdischen. Das ist eine sehr beliebte Verteidigungsstrategie der Anwälte Gottes.

Ihr Hinweis auf das Wasser gehört genau derselben Strategie an. Das Wasser kann nichts dafür, wenn Hygieniker überzogene Vorschriften aufstellen. Also kann Gott nichts dafür, wenn am religiösen Wochenfeiertag die Ampeln oder Fahrstühle abgeschaltet werden.

Hier wird geflissentlich übersehen, dass Wasser zwar härtestes Gestein erodieren kann, aber niemals die Menschheit mit in Stein gemeißelten Geboten beglückt hat.

Gott gehört also sehr wohl auf die Anklagebank, um im Bild zu bleiben. Ohne Bild gesprochen: Der Fehler und die Gefahr, die von der Erfindung Gottes ausgehen, bestehen nicht im religiösen Extremismus. Dort sind sie bloß nicht so leicht durch Glaubensbemühungen zu kaschieren wie im nichtextremistischen Spektrum.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Gott gibt es nicht. "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht." (Dietrich Bonhoeffer) Wie kann dann Gott auf die bzw. auf eine Anklagebank gesetzt werden ? Oder mit welchem Recht "gehört" Gott dann "also sehr wohl" auf die Anklagebank gesetzt? Vor dem Denken bitte das Gehirn in der entsprechenden Birne einschalten, sehr verehrter Herr Atheist! Schließlich mache ich auch die Glühbirne nicht für Thomas Alva Edison als ebensolchen Erfinder dieser Birne von Art verantwortlich. Oder Sie vielleicht (verehrte Leserin, verehrter Leser)?

"Wie kann dann Gott auf die bzw. auf eine Anklagebank gesetzt werden ?" Die Gläubigen können das. Sehr locker sogar. Sie können damit sehr berühmt werden und eine beachtliche Glaubenkarriere dadurch hinlegen. Als höfliche Gläubige formulieren sie freilich nicht wie ein Staatsanwalt, sondern hadern mit Gott. Wenn es sich beim Haderer noch um einen Gerechten aus dem Land Uz handelt, braucht Gott 42 Kapitel, um halbwegs heil aus der Sache rauszukommen. Für den Ankläger springen 1 000 Eselinnen, 7 Söhne und 3 Töchter dabei heraus.

Oder die Anklageschrift bemüht ein Zitat und lautet: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Dieses Tribunal endet mit einem Platz zur Rechten Gottes.

Atheisten können Gott nicht auf die Anklagebank setzen. Wenn Atheisten allerdings mit Leuten diskutieren, die felsenfest davon überzeugt sind, dass der, den es nicht gibt, eben doch gibt, dann müssen sie auf die Vorgabe des Gesprächspartners reagieren. Sonst wird es keine Diskussion. Jetzt klar?

"Schließlich mache ich auch die Glühbirne nicht für Thomas Alva Edison....verantwortlich." Das ist sehr weise von Ihnen, verehrter Herr Gläubiger. Deswegen mache ich auch Gott nicht dafür verantwortlich, dass er sich von den unbefiederten Zweibeinern in grauer Vorzeit hat erfinden lassen. Sondern ich mache diejenigen, die auch heute noch an dieser Erfindung festhalten, darauf aufmerksam, dass sie mit einer gefährlichen Erfindung hantieren. Viel gefährlicher als es eine Glühbirne je sein kann. Sollte ich jemals jemandem begegnen, der davon überzeugt ist, dass die Glühbirne nicht erfunden worden sei, sondern im Gegenteil den Herrn Edison erschaffen habe, dann würde ich denjenigen bitten, seine Überzeugung doch noch mal zu überdenken.

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Das Zitat "...wenig Freiheit" sagt alles. So wird religiös die Unfreiheit begründet. Ergebnis sind dann Gläubige als Sklaven, die ewigen Sünder, von denen man jedes Opfer verlangen kann.. Ob eine politische oder eine religiöse Diktatur (Ideologien, Evangelikale, Sekten oder Orthodoxe in Israel), alle haben das gleiche Ziel. Macht, Geld und Anbetung. Sie gebärden sich als Anbieter und Mitbestimmer über das imaginäre ewige Leben. Wer ist ein Betrüger? Wer den Preis erhält, aber nicht liefert.

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