Deutschland liefert Leopard-Panzer: Lob der Besonnenheit
Mehr Demut, bitte!
Schwere Waffen für die Ukraine? Es ist klug, gründlich nachzudenken
Bundeskanzler Olaf Scholz schaut zerknirscht
Bundeskanzler Olaf Scholz bei einem Besuch der Bundeswehr im niedersächsischen Bergen
Melina Waliczek / Imago Images
Tim Wegner
25.01.2023
2Min

Ich blicke so wütend auf Putins Regime in Moskau und den russischen Angriffskrieg wie wohl die aller­meisten anderen Menschen auch. Ich sehe die Verzweiflung der Ukrainerinnen und Ukrainer, ihr ­Leiden und Sterben. Mir tun auch die Eltern russischer Wehrpflichtiger leid, die ihre Kinder beerdigen müssen für nichts und wieder nichts.

Es ist ein Dilemma. Einfach zusehen, wie Putin sich die Ukraine mit Gewalt einverleibt? Der Ukraine das Recht absprechen, sich verteidigen zu dürfen? Das kann es nicht sein. Aber Russland ist eine Nuklearmacht. Putin hat mehrfach mit Atomwaffen gedroht. Man kann diesem Mann nicht trauen, muss ihm aber leider vieles zutrauen. Expertinnen und Experten er­klären, Putins Drohungen seien nur Taktik, man dürfe darauf nicht hereinfallen. Wie können sie das mit Gewissheit wissen? In Dilemmasituationen gibt es keine richtigen Antworten. Erst im Nachhinein weiß man, was richtig war oder gewesen wäre. Noch weniger helfen in dieser Situation schnelle, einfache Antworten.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat beschlossen, Kampfpanzer des Typs Leopard an die Ukraine zu liefern. Weil diese Panzer in Deutschland gebaut werden, möchte die Bundesregierung verbündete Nationen ermäch­tigen, ebenfalls diesen Weg zu gehen. Ich kann den Wunsch der Ukraine nach dieser Waffe nachvollziehen, weiß aber trotzdem nicht, ob diese Entscheidung ­richtig ist. Wir können in dieser Situation nur darauf vertrauen, dass Olaf Scholz eine informierte, reflektierte und international abgestimmte Entscheidung getroffen hat. Diese Ohnmacht ist schwer auszuhalten.
Deswegen halte ich den Ton in dieser Debatte für gefährlich. Es ist offenkundig, dass der Bundeskanzler nicht nur "gezaudert" hat, wie ihm vielfach vorge­worfen wurde. Sondern sich mit anderen Regierungen abgestimmt hat. Zum Glück! Man muss kein Scholz-Fan sein, um anzuerkennen, dass es eine Tugend ist, in ­einer Dilemmasituation die Argumente gründlich abzuwägen. Diese Eigenschaft zu diskreditieren und stattdessen immer wieder Schnelligkeit anzumahnen, hilft nicht weiter und führt schlimmstenfalls zum Ver­trauensverlust in die Demokratie und zu Politikverdrossenheit. Kaum war die Lieferung schwerer Panzer beschlossen, setzte sich die Debatte fort. Nun geht es um U-Boote oder Kampfflugzeuge. Mehr Demut, bitte! Es ist auch an den Medien, der Politik die nötige Zeit zuzubilligen, um klug zu entscheiden.

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Ein "Experte" sagte vor Tagen im TV, daß Deutschland/Europa den Amerikanern hätte sagen müssen, dass sie ihre Einmischung seit Anfang der 2000er Jahre unterlassen sollen, weil Russland vor allem eine europäische Angelegenheit ist, doch leider war dazu nur Schweigen im Wald, bis Olaf Scholz überraschend die "Zeitenwende" propagierte, nachdem man ihm in den USA wohl "gut zuredete"!?

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...die Synodalen schauen im Auftrag "des Volkes" zu. Vor 40 Jahren wurde die Nato gegründet, weil die russischen Egomanen für unberechenbar galten. Es treten immer mehr Länder bei. Und bei uns? Hier war kein Lerprozess. Hier würden die Naiven und Unverbesserlichen uns bei Gefahr mangels Gegenwehr der Gewalt ausliefern! Warum? Weil sie reinen Herzen als wehrlose Superpazifisten ins Paradies kommen wollen. Gläubige Egoisten, die auf höhere Weihen hoffen und dafür das Leid von Vielen in Kauf nehmen würden. 1933 nannte man ein ähnliches Verhalten Konkordat, jetzt könnte man es als eine innere Konfusion bezeichnen. Wer schweigt, obwohl er seinen Glauben verteidigen müsste, stimmt zu. Die EKD ist am Pranger.

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