Peter Dabrock
epd-bild/Peter Roggenthin
Erstmals wurden in China Affen nach der "Methode Dolly" geklont. Ob das ein weiterer Schritt zum menschlichen Klon ist, bleibt abzuwarten. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, hält Versuche auch am Affen für ethisch bedenklich.
25.01.2018

Das erfolgreiche Klonen von Affen in China hat für einen Aufschrei unter deutschen Wissenschaftsethikern gesorgt. "Ich halte das für einen moralisch höchst problematischen Eingriff mit Langzeitwirkung", sagte der evangelische Bischof Martin Hein, der Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Ethikratsvorsitzende Peter Dabrock sagte, es stellten sich "massive ethische Rückfragen". Im Raum steht die Frage, ob das gelungene Klonen von Javaneraffen der nächste Schritt zum Menschen-Klon ist. Hein und Dabrock warnten davor.

Die Fachzeitschrift "Cell" berichtet über das Experiment chinesischer Forscher, denen das Klonen der Primaten mithilfe des sogenannten somatischen Zellkerntransfers gelungen ist. Dabei wird ein Zellkern aus einer Körperzelle in eine entkernte Eizelle gefügt und von einer Leihmutter ausgetragen. Es entsteht somit ein genetisch identisches Tier. Erstmals gelang dies beim Schaf "Dolly" 1996. Mehr als 20 Säugetierarten wurden seitdem durch somatischen Zellkerntransfer geklont.

"Ein Schritt zum Menschen"

Das Klonen von Affen - dem Menschen genetisch ähnlicher - könnte dennoch ein Durchbruch sein. "Biologisch gesehen ist das neue Verfahren schon ein Schritt hin zum Menschen", sagte Rüdiger Behr vom Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen. Allerdings war der chinesische Versuch aufwendig: Die Forscher erzeugten 109 Embryonen, 79 wurden in Leihmütter übertragen. Insgesamt kam es nur zu sechs Schwangerschaften und letztlich zwei Geburten von Affen, die aktuell 40 und 50 Tage alt sind.

Ethiker warnen vor dem nächsten Schritt, dem menschlichen Klon. "Wer A sagt, muss noch lange nicht B sagen", sagte Dabrock im Deutschlandfunk. "Das Klonen ist das Schaffen von Identitäten", sagte Bischof Hein. Das halte er unter moralischen Gesichtspunkten für problematisch. "Die Vorstellung, dass man ein Parallel-Lebewesen schafft, ist für mich erschreckend", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Gleichzeitig betonte er: "Unter den gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen ist das in Deutschland nicht machbar.

Das Klonen von Menschen verbietet in Deutschland das Embryonenschutzgesetz. Versuche an Affen unterliegen in Deutschland ebenfalls strengen Regularien. Die chinesischen Forscher haben mit ihrem Experiment Tierversuche im Blick, die durch genetisch identische Tiere aussagekräftiger würden. Bischof Hein warnte: "Tiere sind nicht einfach Waren oder Dinge. Wir müssen die Frage des Tierwohls künftig stärker in den Mittelpunkt stellen."

Moratorium gescheitert

Für Stirnrunzeln sorgt bei den Ethikern auch, dass das Experiment ausgerechnet in China stattfand, wo auch besonders intensiv mit der Gen-Schere Crispr-Cas9 experimentiert wird, auch an menschlichen Embryonen. Das Verfahren ermöglicht einfach und präzise Veränderungen im Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen. Es stehe die Frage im Raum, was China "mit vergleichsweise geringen ethischen Standards" ökonomisch erreichen wolle, sagte Hein. Unter diesem Gesichtspunkt sei der neue Schritt in der Wissenschaft "nicht einfach die Wiederholung des Klonens des Schafes Dolly ".

Dabrock vermutet, es gehe bei dem Klon-Experiment weniger um Forschungsfortschritt, sondern um Prestige. Man werde den Verdacht nicht los, dass in China "eine umfängliche Strategie gefahren wird, die genetischen Grundlagen menschlichen Lebens zu bearbeiten". Das sei nicht nur Aufgabe chinesischer Regularien, "sondern eine Menschheitsfrage", sagte der Ethikratsvorsitzende.

Das Gremium hatte im vergangenen Jahr Bundestag und Bundesregierung dazu aufgefordert, sich für ein internationales Reglement einzusetzen bei Veränderungen der menschlichen Keimbahn, die mit dem Crispr-Cas9-Verfahren an jeden Nachkommen weitervererbt würden. Das Ziel, ein internationales Moratorium zu vereinbaren, war in der Vergangenheit gescheitert.

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