22.02.2021

Liebe Leser:innen,

am vergangenen Mittwoch begann die Fastenzeit – seltsam still in diesem Jahr. Kein lautes Karnevalsgetöse im Vorfeld. Und "Ausschweifungen" fallen ja ohnehin seit gefühlten Ewigkeiten weg. Tanzen gehen, mit Freunden im Café die Zeit vergessen, den Fünfzigsten groß feiern: geht eh alles nicht. Wir werden ganz schön ausgebremst. Es ist notwendig. Aber worauf sollen wir denn jetzt noch verzichten?

Die evangelische Fastenaktion "7 Wochen Ohne" macht einen klugen Vorschlag: Verzichten Sie mal darauf, sich selbst auch noch zu blockieren. "Spielraum. Sieben Wochen ohne Blockaden" heißt das Motto in diesem Jahr. Bleiben Sie nicht vor den verschlossenen Türen hocken, sondern schauen Sie sich um: Was gibt es sonst noch zu entdecken, welche Wege führen auch nach Rom? "Ein bisschen was geht immer" - das war schon immer mein Standpunkt.

Wann aber nimmt man sich zu viel heraus? Wann wird aus innerer Freiheit Rücksichtslosigkeit? "Was geht gar nicht?", fragte Emnid im Auftrag von chrismon. Im Zugabteil laut telefonieren? In der Pandemie einfach zu einer Geburtstagsfeier einladen? Hier ist das Ergebnis der Umfrage.

Das Erste ist, zu wissen, was einen stört. Das Zweite: das auch zu vertreten. Und das Dritte: trotzdem miteinander im Gespräch zu bleiben. Ist schon eine hohe Kunst. Konflikte kochen in Gesprächen oft richtig hoch. Und plötzlich findet man sich in Positionen wieder, die man so radikal eigentlich gar nicht vertritt. Wie man dieser Polarisierungsfalle entkommt, erklärt Friedemann Schulz von Thun im chrismon-Interview.

Ausgetretene Pfade verlassen und neue Wege entdecken – darum geht es schon immer bei der Fastenaktion "7 Wochen Ohne". Für die Kuratoriumsvorsitzende, die Theologin Susanne Breit-Keßler ist diese Vorstellung gerade in Pandemiezeiten eine seelische Stütze. Weil es hilft, die Weite im Leben zu entdecken. Und zu erkennen, was man wirklich braucht.

Ja, und wie asketisch muss, wie sinnenfroh darf das Leben in der Fastenzeit sein? Susanne Breit-Keßler beantwortet das in ihrem chrismon-Blog "Mahlzeit" anhand von Maultaschen. Da bekommt man Appetit, finde ich.

Kommen Sie gut durch die Fastenzeit!

Herzliche Grüße,

Hanna Lucassen