29.03.2021

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

kürzlich ist ein guter Freund gestorben. Herzinfarkt. Ich konnte es nicht fassen. Wir hatten doch gerade noch gezoomt! Und jetzt: tot? Und was sollte ich seiner Frau sagen? Wie tröstet man jemanden, wenn etwas so Furchtbares passiert? Gibt es da überhaupt Trost? Ich schlich ums Telefon, überlegte erste Sätze, verwarf sie wieder. Ich habe sie dann einfach gefragt: Wie geht es dir?

Echtes Trösten ist ein Wagnis, schreibt Matthias Drobinski in seinem Essay "Trost lenkt den Blick nach vorn" im aktuellen chrismon. Man kann nie wissen, welche Worte, welche Gesten anderen in schlimmen Momenten helfen. Aber man kann es versuchen und sich auf den anderen einlassen, solidarisch sein. Den Schmerz zukleistern nach dem Motto "Wird schon wieder" ist keine gute Idee.

In diesen schwierigen Corona-Monaten konnten viele von uns Trost gebrauchen. Und oft wissen Kinder am ehesten, was guttut: sich in den Arm nehmen, ein Küsschen geben. So machen das die Geschwister Luis und Alma. Die Fotografin Anne Ackermann hat sie und andere Menschen fotografiert und gefragt, was sie tröstet.

Da sein, zuhören, das Leiden mittragen - das rät chrismon-Herausgeber Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in der chrismon-Kolumne "Auf ein Wort". Und wem Worte fehlten, könne sich ja welche in der Bibel leihen. Zum Beispiel in den Psalmen. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich ver­lassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des ­Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe." So heißt es im Psalm 22. Im Matthäusevangelium steht, dass das Jesu letzte Worte am Kreuz gewesen seien. Kommenden Freitag ist ja Karfreitag. Er erinnert an Jesu qualvolles Sterben und daran, dass wir alle manchmal gezwungen sind, Leid zu ertragen.

Der Architektin Gesine Weinmiller half Psalm 23, als sie die Nachricht bekam, sie könnte sehr krank sein. Auf langen Krankenhausfluren erinnerte sie sich an die Verse "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln... Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir ..." - und auf einmal ergab das Auswendiggelernte Sinn. 

Manchmal trösten auch: Sonne und Wärme – und den Frühling riechen. 

Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

Claudia Keller

PS: Der nächste chrismontag-Newsletter kommt wegen der Osterfeiertage erst wieder am Dienstag, 6. April.