22.03.2021

Lieber Leser:innen, 

ich wünsche mir was: Daniela, Simon und Sang sollen nicht verheizt werden! Die drei jungen Pflegefachkräfte, die ich für chrismon porträtieren durfte, sind noch voll motiviert. Aber was ist in fünf, was in zehn Jahren? Sind sie dann überhaupt noch dabei? Oder haben die miesen Arbeitsbedingungen sie davongejagt, wie so viele andere auch? In diesen Tagen ist es jetzt endlich Nachrichtenthema: Pflegende flüchten aus dem Beruf, und das muss dringend gestoppt werden. Nicht nur durch Geld übrigens, so meint Pflegeprofessor Michael Bossle im chrismon-Interview, das die Porträts ergänzt. Pflegende brauchen Karrierechancen, sagt er, die wollen was bewegen.

Um Geld geht es natürlich trotzdem immer. Dass Altenpfleger:innen besonders schlecht dastehen, ist bekannt. Das hätte sich ändern können. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und ein kleinerer Pflege-Arbeitgeberverband hatten einen Tarifvertrag ausgehandelt, den Arbeitsminister Heil auf die ganze Branche ausweiten wollte. Ausgerechnet die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie, die selbst recht gute Löhne zahlen, machten dem aber ein Strich durch die Rechnung. Die Caritas stimmte dagegen, die Diakonie enthielt sich daraufhin der Abstimmung. Sie ernten dafür viel Kritik, die Entscheidung ist aber auch hausintern umstritten

Ich war früher selbst Krankenschwester und arbeite zurzeit aushilfsweise in einem Altenpflegeheim als Corona-Testerin. Die Bewohner:innen werden einmal in der Woche getestet, die Mitarbeitenden zweimal, die Besucher:innen jedes Mal, wenn sie kommen. Toi toi toi, es gab bislang keinen Corona-Fall. Anders in dem Altersheim in Minden, das Larissa Weis leitet. Im Mai 2020 kam es dort zu einem Corona-Ausbruch, 22 Mitarbeitende und 22 Bewohner:innen erkrankten, vier kamen ums Leben. "Ich habe es nur mit Gottes Hilfe geschafft", sagt Larissa Weis, als sie im chrismon-Interview von dieser Zeit erzählt. 

Pflegeheime und Krankenhäuser sind voller Geschichten. (Kennen Sie eigentlich schon die vom Pflegebauernhof?) Und die Angehörigen, die zu Besuch kommen, haben ihre eigenen. Wie lebt ein 37-Jähriger "draußen" weiter, wenn die Ehefrau nach einer Hirnblutung im Wachkoma liegt - und wohl auch bleiben wird? Darf er sich neu verlieben? 

Auf meinem chrismon-Blog Pflege-Leicht? (den Sie hier abonnieren können) schreibe ich übrigens von meinen Tagen im Altenheim und gehe der Frage nach: Wird morgen noch jemand da sein, der uns pflegt? 

Vielleicht haben Sie ja Antworten?

Herzliche Grüße und eine schöne Woche!

Hanna Lucassen