13.05.2019

Liebe Leserinnen und Leser,

warum sperrt der Staat Menschen in Gefängnisse? "Um sie zu bestrafen!", würden Hardliner an dieser Stelle erwidern. Aber Strafe ist nicht alles. Im Gesetz steht, durch den "Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen".

Das Gefängnis soll die Inhaftieren also wieder zu besseren Menschen machen, und bei Josie sieht es ganz danach aus, dass es geklappt hat. Josie saß in der Münchner Strafanstalt Stadelheim; sie hatte immer wieder im Internet bestellt, ohne ihre Einkäufe zu bezahlen. Nun, nach der Haft, kämpft sie sich zurück ins Leben und hofft, dass die Menschen ihr eine Chance geben.

Zwei Dinge sind besonders an der Geschichte, die unsere Autorin Sabine Oberpriller recherchiert und aufgeschrieben hat: Josie ist eine Frau. Von 100 Strafgefangenen in Deutschland sind gerade einmal fünf weiblich. Und: Josie ist Mutter. Ihre Tochter blieb auch während der Zeit in der JVA bei ihr, Mutter-Kind-Haft nennt sich das. 16 Haftanstalten in Deutschland nehmen straffällig gewordene Mütter und ihre Babys oder Kleinkinder auf. Würde der Staat Mütter und kleine Kinder trennen, würden die inhaftierten Mütter im Gefängnis wohl kaum zu besseren Menschen. Ihre Resozialisierung wäre gefährdet.

Eine lesens- und auch sehenswerte Geschichte, denn Fotos aus Haftanstalten sind selten. Erol Gurian musste viele Monate lang dafür kämpfen, in Stadelheim fotografieren zu dürfen. Keine der Frauen, die er dort traf, sollte auf den Bildern wiederzuerkennen sein, um den Start ins Leben nach der Haft nicht zu erschweren. Trotzdem schaffte Gurian es, den Alltag von Frauen und Kindern in der JVA einzufangen.

Weil 95 von 100 Strafgefangenen Männer und viele von ihnen wiederum auch Väter sind, haben Monika Osberghaus und ihr Mann ein Buch für Kinder über das Leben im Gefängnis gemacht. Es soll den Kindern der Inhaftierten eine Idee vermitteln, was der Vater dort macht.

Das Buch ist natürlich für alle lesenswert, denn zum Glück wissen die wenigsten Menschen, wie es in einem Gefängnis zugeht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Woche in Freiheit!

Ihr

Nils Husmann

chrismon-Redakteur