Deniz Yücel (links) und sein Anwalt Veysel Ok in Berlin (Archivbild)
epd-bild/Christian Ditsch
Der Prozess gegen den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel in der Türkei zieht sich weiter hin.
24.06.2020

Am Mittwoch vertagte das Gericht in Istanbul die Verhandlung überraschend auf den 16. Juli, wie die Organisation Media and Law Studies Association (MLSA) im Anschluss auf Twitter mitteilte. Ursprünglich war für Mittwoch das Urteil erwartet worden.

Nach Angaben der Organisationen MLSA und "Reporter ohne Grenzen", die den Prozess verfolgen, hatte Yücels Anwalt Veysel Ok zuvor sein Plädoyer gehalten. Darin habe er Teile der Untersuchungen als unrechtmäßig kritisiert und die Anklage als unbegründet zurückgewiesen. Yücels Artikel enthielten weder terroristische Propaganda noch Anstiftung zum Hass, argumentierte Ok.

Zehn Monate in Isolationshaft

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Februar 16 Jahre Haft gefordert und Yücel "Propaganda für eine Terrororganisation" und "Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindseligkeit" vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte zudem eigene Ermittlungen gegen Yücel wegen "Beleidigung des Präsidenten".

Im Februar 2017 hatte ein Haftrichter Untersuchungshaft gegen Yücel angeordnet, der seit Mai 2015 als Türkei-Korrespondent für die Tageszeitung "Welt" arbeitete. Yücel hatte sich in einigen seiner Artikel kritisch über den Kurdenkonflikt und den Putschversuch im Juli 2016 geäußert. Daraufhin hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Yücel als "PKK-Vertreter" und "deutschen Agenten" bezeichnet.

Der Journalist saß gut ein Jahr im Gefängnis, davon rund zehn Monate in Isolationshaft. Im Februar 2018 konnte Yücel nach Deutschland zurückkehren. Ende Juni 2018 begann der Prozess in Istanbul in seiner Abwesenheit.

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