Baumhäuser von Umweltschützern im Hambacher Forst (Foto vom 16.09.2018)
epd-bild/Guido Schiefer
Im Hambacher Forst gibt es noch rund 100 Baumbesetzer. Am Dienstag räumte die Polizei mehrere Einsatzwege, die die Aktivisten blockiert hatten.
23.06.2020

Mehrere Hundertschaften der Polizei haben am Dienstag von Umweltaktivisten errichtete Barrikaden im Hambacher Forst entfernt. Es seien mehrere Einsatz- und Rettungswege freigeräumt worden, teilte die Aachener Polizei mit. Bei den Barrikaden handelte es sich den Angaben nach um zwei sogenannte Tripods, Indianertipis ähnliche Holzkonstruktionen auf drei Beinen, sowie ein vierbeiniges Gestell und Stapel aus Totholz. Der Waldstück im Kreis Düren gilt als Symbol des Widerstands gegen den Braunkohle-Abbau.

Der Einsatz verlief weitgehend friedlich. Zwei Aktivistinnen seien in Gewahrsam genommen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Nachmittag. Neben der Räumung der Wege sei es das Ziel gewesen, neue Erkenntnisse zu Strukturen der Aktivisten vor Ort und über mögliche Rückzugsorte von gewaltbereiten Straftätern aus dem linken Spektrum zu gewinnen. Nach Schätzungen der Polizei gibt es im Hambacher Forst noch rund 100 Baumbesetzer.

Hintergrund der Ermittlungen ist eine versuchte Brandstiftung in der Nacht von Sonntag auf Montag auf eine technische Anlage des RWE-Energiekonzerns in Nähe des Hambacher Forstes. Laut Polizei wurde unter dem Sicherungskasten einer Pumpstation ein Feuer gelegt, der Brand konnte gelöscht werden.

Die Linke kritisiert den Einsatz

Die Linken-Fraktion im Deutschen Bundestag kritisierte den Polizeieinsatz als "eine politische Farce". Die nordrhein-westfälische Landesregierung versuche, die Klimaschutzbewegung erneut zu kriminalisieren, sagte der klimapolitische Sprecher der Linken, Lorenz Gösta Beutin. Wenn NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) davon rede, keine rechtsfreien Räume entstehen zu lassen, dann sollte das Land mehr auf die Bedingungen in der Großfleischerei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück schauen. Wegen eines massiven Corona-Ausbruchs in dem Werk der Tönnies-Gruppe gilt vorerst bis Ende Juni ein Lockdown für den gesamten Kreis Gütersloh.

Der Hambacher Forst ist ein wenige hundert Hektar großes Waldstück zwischen Köln und Aachen. RWE wollte als Betreiber des Tagebaus Hambach ursprünglich ab Mitte Oktober 2018 die Hälfte des noch stehenden Waldes roden. Mit Blick auf den geplanten Kohleausstieg hat die NRW-Landesregierung bis Ende des Jahres eine neue Leitentscheidung zur Tagebauplanung angekündigt, die den Erhalt des Hambacher Forstes vorsieht.

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