Der Strand im Süden der Elbinsel Wilhelmsburg in Hamburg: Nur acht Prozent der Gewässer in Deutschland sind in einem guten Zustand.
epd-bild/Philipp Reiss
Angesichts des Klimawandels kommt der Wassernutzung eine besondere Bedeutung zu. Der Umweltverband BUND fordert deshalb einen umfassenden Paradigmenwechsel beim Umgang mit Wasser sowie den Bächen, Flüssen und Seen in Deutschland.
15.06.2020

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit den Gewässern in Deutschland. In Zeiten des Klimawandels müsse es oberstes Ziel sein, Wasser in der Landschaft zu halten sowie Bächen und Flüssen ihre natürliche Dynamik innerhalb ihrer Auen zurückzugeben, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt am Montag in Berlin. Zugleich stellte er ein eigenes Gewässerpapier des Umweltverbandes vor.

Die Klimakrise beschleunige die menschengemachte Wasserkrise. "Wir heizen die Erde weiter auf, gleichzeitig entwässern wir die Landschaft. Deshalb ist es keine Überraschung, dass es unseren heimischen Gewässern so schlechtgeht", sagte Bandt. So sei die Temperaturentwicklung der vergangenen Jahre für die Natur dramatisch. Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren demnach die drei wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Darunter würden Gewässer genauso leiden wie Wälder, Tiere und auch die Landwirtschaft.

Nur acht Prozent der deutschen Fließgewässer sind in gutem Zustand

Nur etwa acht Prozent der Flüsse und Bäche in Deutschland erreichten den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand, erklärte der BUND. Oberirdische Gewässer seien durch Klimawandel, Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft oder Begradigungen belastet.

Die Bundesregierung müsse deshalb den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie dringend nachkommen, forderte Lilian Neuer, BUND-Gewässerexpertin und Mitautorin des Gewässerpapiers. Um die Gewässerkrise zu lösen, müsse etwa Flüssen mehr Raum gegeben werden, statt sie einzudeichen. Nur so könnten Auen und Flüsse wieder verknüpft und die Biodiversität gestärkt werden. Auen sollten auch renaturiert werden.

Zudem müsse Wasser in der Landschaft gehalten werden, statt es direkt abzuleiten, so dass sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen können. Die Flächenversiegelung müsse gestoppt werden, erklärte der BUND weiter. Problematisch sei, dass besonders in Städten das Wasser schnellstmöglich abgeführt werde und nicht versickern könne.

BUND: Wassernutzungskonflikte werden zunehmen

Gewässer sollten überdies vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen geschützt werden, hieß es weiter. Zum Schutz des Grund- und Trinkwassers müssten Vorsorge- und Verursacherprinzip umgesetzt werden, um die Gewässerqualität zu verbessern.

In der Landwirtschaft sei ein nachhaltiges Wassermanagement notwendig, das eine bodenschonende Bearbeitung, den Rückbau von Drainagen und den Anbau standortangepasster Kulturen beinhalten müsse. Außerdem sollte die EU-Agrarpolitik an die klimawandelbedingten Herausforderungen angepasst werden.

Der BUND rechnet zudem damit, dass künftig Wassernutzungskonflikte zunehmen werden - also etwa Konflikte zur Wassernutzung zwischen der Landwirtschaft für die Bewässerung und der Industrie, die Kühlwasser nutzen will. Wassernutzungskonflikte müssten gerecht und nachhaltig gelöst werden, forderte der Umweltverband.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.