Heinrich Bedford-Strohm
epd-bild/Philipp Reiss
Mit einem Kniefall im Englischen Garten in München hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, seine Anteilnahme am gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd ausgedrückt.
10.06.2020

"Ich trauere mit den Angehörigen und Freunden von George Floyd und ich hoffe, dass sein Tod uns alle aufrüttelt, Rassismus zu überwinden und damit zu Friedensstiftern zu werden", sagte Bedford-Strohm am Mittwoch in einem Facebook-Video. "Rassismus ist Gotteslästerung."

Der 46-jährige Afroamerikaner Floyd war am 25. Mai in Minneapolis (Bundesstaat Minnesota) von einem weißen Polizisten getötet worden, der sein Knie minutenlang auf den Hals des in Handschellen am Boden liegenden Mannes gedrückt hatte. Eine Passantin filmte den Vorfall. Die Bilder lösten weltweite Kundgebungen und Proteste gegen Rassismus aus. Der Polizist sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

Weltweit große Demonstrationen

Der Zorn über rassistische Polizeigewalt, die George Floyd das Leben gekostet habe, habe überall in den USA und nun weltweit zu großen Demonstrationen geführt, erklärte Bedford-Strohm. Der Kniefall sei eine symbolische Geste, die die Gewalt überwunden habe. "Demonstranten knieten nieder, um damit ihren Protest gegen Rassismus zum Ausdruck zu bringen. Und Polizisten machten es ihnen nach und zeigten damit ihre Solidarität mit den Demonstranten", sagte der bayerische Landesbischof. Damit sei zum Ausdruck gekommen, was der US-Bürgerrechtler Martin Luther King einmal so gesagt habe: "Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben. Nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben, nur Liebe kann das."

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"Wer sich aber zum Wurm macht,kann nachher nicht klagen, wenn er getreten wird."
(Kant,Metaphysik der Sitten,Zweites Hauptstück, § 12 )
Leider sind es meistens die Anderen, welche die Tritte einstecken müssen ....

Ihr Versuch, die Quelle eines Zitates anzugeben, ist durchaus löblich. Der Wurmspruch von Kant kann in Internetzeiten hier nachgelesen werden:

https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa06/437.html

Die Angabe "Kant,Metaphysik der Sitten,Zweites Hauptstück, § 12" unterschlägt ein bisschen die Staffelungstiefe der kantschen Systematikbemühungen. Es handelt sich um: Die Metaphysik der Sitten. Darin Zweiter Theil. Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre. Darin Ethische Elementarlehre. Darin Erster Theil. Von den Pflichten gegen sich Selbst überhaupt. Darin Erstes Buch. Von den vollkommenen Pflichten gegen sich selbst. Darin Zweites Hauptstück. Die Pflicht des Menschen gegen sich selbst, blos als ein moralisches Wesen. Darin III. Von der Kriecherei.
Sollte ein Leser den Überblick verloren haben, hilft vielleicht dieses Inhaltsverzeichnis weiter:

https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa06/Inhalt6.html

Kant erinnert das Anredewesen " das Du, Er, Ihr und Sie, oder Ew. Wohledlen, Hochedeln, Hochedelgebornen, Wohlgebornen" an "die indische Kasten". Dann kommt der Wurmspruch. Wenn heute vom hochgestellten Bischof bis zum Normalbürger alle sich im Kniefall üben, dann soll gerade das große "Wir" beschworen werden. Es soll gerade nicht auf die Gründe für Rassismus aufmerksam gemacht werden, die durchaus darin liegen, dass die gesellschaftliche Wirklichkeit das glatte Gegenteils eines "Wir" ist. Der Kniefall ist eine Verlogenheit. Bei Kant ist das aber nicht das Thema.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Werter Herr Kurz,
offenbar wollen Sie Kant nach wissenschaftlichen Anforderungen zitieren, dies ist für dieses Forum zweifellos nicht notwendig, aber dann greifen Sie entweder auf die Akademie Ausgabe von 1902 zurück (kann ich wegen unzureichendem Bibliothekszugriff zur Zeit nicht einsehen ) oder nehmen die Paginierung der jeweiligen Originalauflage. In diesem Fall wäre dies für die Erstauflage von 1797 : A 98,99.
Aber Sie haben natürlich Recht. Das Wurmzitat trifft das würdelose Verhalten der kirchlichen Amtsinhaber nur unzureichend.
Besser wäre,man hielte es mit Nietzsche : " Wer sich selbst erniedrigt,der will erhöhet werden"(Menschliches,Allzumenschliches).

Sie sehen also durch den plakativen Kniefall die Würde des Kirchenführers verletzt. Ihr Anliegen ist somit sehr nahe dran an dem, was die Antirassisten derzeit umtreibt. Die sehen durch die Bank die Würde der Nichtweißen verletzt, wenn die von amerikanischen Polizisten erschossen, hierzulande von deutschen Polizisten laufend kontrolliert oder von hiesigen Normaleingeborenen von vornherein als Drogenhändler eingeschätzt werden.

Kritik geht anders. Die hätte sich um den ideologischen Gehalt des Begriffs Würde zu kümmern. Und könnte dann entdecken, dass das vom Leben zum Tode bringen durch Polizeikugeln oder beamtete Würgegriffe nicht zufällig einhergeht mit der kirchlichen Sorge um und Unterstützung für eine saubere Staatsgewalt.

Mit würdelosen Grüßen

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Werter Herr Kurz, die "bittere Wirklichkeit" dürfte Sie in diesen Tagen Ihrer Sorge um die "saubere Staatsgewalt" entheben. Zu den bürgerkriegsartigen Ausschreitungen in Dijon meint der "Figaro" von heute nämlich:
"Elles viennent nous rappeler que la violence, en France, n’est pas le fait de la police mais des voyous".
Und das trifft nicht nur auf Frankreich zu. Allerdings beugt man bei uns vor den "Voyous" auch noch das Knie...

Nein, die Kniebeugerei dient keineswegs als Referenzbezeugung an die Teilnehmer von Straßenschlachten. Wie kommen Sie denn darauf? Ansonsten sind sich anständige Bürger und rechte Populisten wie so häufig wieder einig: Gewalt wird entdeckt und verabscheut, wenn sie von randalierenden Jugendlichen ausgeübt wird. Der bewaffnete und in der Anwendung von Würgegriff, Einsatz-Mehrzweckstock und Dienstwaffe geschulte Staatsgewalttäter ist jedoch eine hoch im Ansehen stehende Sicherheitskraft. Die schlägt allenfalls gelegentlich als schwarzes Schaf über die Stränge und zeigt damit, dass die weißen Schafe schwer in Ordnung gehen.

Fritz Kurz

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