Evangelische Kirchen äußern sich besorgt über den Rassismus und die Gewalt in den USA. Sie fordern, sich damit auseinanderzusetzen - auch in den eigenen Reihen.
05.06.2020

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen haben sich besorgt über Rassismus und Gewalt in den USA geäußert. "Tiefverwurzelter Rassismus" durchdringe die US-Gesellschaft und auch die Kirchen, schreibt die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber in einem am Freitag versendeten Solidaritätsschreiben an die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELCA). "Mit Besorgnis sehen wir auch, wie Gewalt Gegengewalt provoziert", heißt es in dem Brief. Der Verband reformierter Kirchen rief zu Solidarität gegen Rassismus auf. Er müsse überwunden werden.

In einem weiteren Schreiben an die United Church of Christ (UCC) rief Bosse-Huber zu friedlichen Lösungen auf. "Wir möchten Sie wissen lassen, dass wir in Ihrem Einsatz für die 'Black Lives Matter-Bewegung' an Ihrer Seite sind", schreibt die Auslandsbischöfin. Die ELCA und die UCC sind Partnerkirchen der EKD. Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Christen weltweit vertritt, rief in einer Erklärung am Freitag dazu auf, sich am Montag (8. Juni) an einem "Tag der Klage, des Fastens und des Gebets" zu beteiligen als "Anfang eines langanhaltenden Kampfes für Gerechtigkeit".

Heftige Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt

"Wir sind entsetzt über den anhaltenden systemischen Rassismus, der der brutalen Gewalt zugrundeliegt, der schwarze Gemeinschaften ausgesetzt sind, und wir fordern dazu auf, die Strukturen des Rassismus zu zerstören und die Privilegien der Weißen abzubauen", erklärte der Verband in Hannover. Er rief die Kirchen dazu auf, sich für Gespräche über Rassengerechtigkeit einzusetzen, und auch in den eigenen Reihen "die Rolle, die das Privileg der Weißen in ihrer Theologie und Praxis spielt, zu untersuchen und auszumerzen".

Heftige Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ziehen sich durch die USA seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd am 25. Mai. Floyd war nach einem Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben. Ein Polizist hatte ihm minutenlang sein Knie auf den Nacken gedrückt. Seither kam es neben den friedlichen Protesten auch zu Ausschreitungen in zahlreichen US-Städten.

Auch Papst Franziskus hatte sich in dieser Woche besorgt über den Rassismus in den USA geäußert. Der römisch-katholische Erzbischof der US-Hauptstadt Washington, Wilton Gregory, hatte scharf gegen einen Besuch von Präsident Donald Trump an einem Schrein für Papst Johannes Paul II. (1920-2005) protestiert. Trump hatte dort für die Kameras eine Bibel in die Höhe gehalten, nachdem er einen Einsatz von Soldaten gegen die Anti-Rassismus-Proteste angekündigt hatte.

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