US-Präsident Donald Trump
epd-bild/Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani
US-Präsident Donald Trump hat seine Verwaltung beauftragt, zu prüfen, wie soziale Netzwerke reguliert werden können. Derweil kennzeichnet Twitter einen neunen Tweet des US-Präsident als "gewaltverherrlichend".
29.05.2020

Der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Mikrobloggingdienst Twitter geht in eine neue Runde. Das Unternehmen versah am Freitag einen Tweet von Trump zu den Ausschreitungen gegen Polizeigewalt in Minneapolis mit einem warnenden Hinweis: "Dieser Tweet verletzt unsere Richtlinien zur Gewaltverherrlichung", teilte das Unternehmen in einem Thread auf Twitter mit. Man reagiere mit diesem Hinweis, weil man verhindern wolle, dass andere Menschen dazu verleitet werden, Gewalt auszuüben. Der Tweet sei aber nicht gelöscht worden, weil er von öffentlichem Interesse sei.

Trump hatte auf Twitter angekündigt, die Nationalgarde schicken zu wollen, um Ausschreitungen in Minneapolis zu beenden - notfalls mit Gewalt: "Ich werde die Nationalgarde schicken und die Arbeit richtig erledigen" und weiter: "Wenn die Plünderungen beginnen, beginnt das Schießen." In der Stadt im US-Bundesstaat Minnesota war am Montag der Afroamerikaner George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz durch weiße Polizisten gestorben. Seither kommt es zu teils gewalttätigen Demonstrationen.

Trump will Twitter regulieren

Am Donnerstag (Ortszeit) hatte Trump angekündigt, Twitter und andere soziale Medien stärker reglementieren zu wollen. Ein Erlass des Präsidenten soll eine als Sektion 230 bekannte Regel reformieren, der zufolge die Plattformen nicht haftbar gemacht werden können für Texte von Nutzern. Zugleich soll sozialen Netzwerken erlaubt werden, gegen Inhalte oder Nutzer vorzugehen. Zudem soll die Möglichkeit der Plattformen eingeschränkt werden, Tweets und Postings zu moderieren. Twitter, Facebook, Instagram und Youtube übten immense Macht aus, um öffentliche Sachlagen zu interpretieren; außerdem zu zensieren, löschen, Informationen unsichtbar zu machen und zu kontrollieren, was Menschen online sehen oder nicht sehen, heißt es in dem Dekret.

Die genauen Auswirkungen des Präsidentenerlasses waren zunächst unklar. Rechtsexperten führen an, dass weitreichende Änderungen und Gesetze vom Kongress beschlossen werden müssen.

Mehr als 80 Millionen Follower

Facebook und Twitter reagierten prompt auf den Erlass: Twitter erklärte am Freitagmorgen, Trumps Vorstoß sei "reaktionär" und untergrabe die freie Meinungsäußerung in Amerika. Auch Facebook wandte sich gegen das Vorhaben des Präsidenten: Sektion 230 aufzuheben oder zu begrenzen, werde einen gegenteiligen Effekt haben, erklärte ein Facebook-Sprecher auf epd-Anfrage. "Es wird mehr Online-Rede beschränken, statt weniger." Facebooks Regularien schützten die freie Meinungsäußerung: "Diese Regeln gelten für jeden."

Dem Dekret des Präsidenten war bereits eine Auseinandersetzung mit Twitter vorausgegangen. Der Kurznachrichtendienst hatte am Dienstag erstmals zwei Tweets von Trump als irreführend gekennzeichnet. Dabei wurde eine neue Regel angewendet, wonach es Hinweise bei Fehlinformationen geben soll. So hatte Trump behauptet, mögliche Briefwahlen in den USA seien nur eine Einladung zum Wahlbetrug. Twitter schrieb in blauer Schrift unter Trumps Tweets: "Holen Sie sich hier die Fakten über Briefwahlzettel." ("Get the facts about mail-in ballots.").

Trump hat bei Twitter mehr als 80 Millionen Follower und nutzt den Dienst seit vielen Jahren, um die öffentliche Meinung in seinem Sinne zu beeinflussen, auch mit nachweislich falschen Informationen. Demokratische Politiker hatten sich bereits in der Vergangenheit beschwert, dass Twitter und Facebook Trumps Botschaften durchgehen ließen.

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