Der Nachfolgebau der Leipziger Universitätskirche (Archivbild)
epd-bild/Jens Schlüter
Vor gut 50 Jahren ließen die DDR-Eliten die Leipziger Universitätskirche sprengen, um einen neuen Campus anzulegen. Doch wertvolle Kunstschätze überdauerten die Zerstörung. Ihre Erhaltung wurde nun mit einem europäischen Preis bedacht.
07.05.2020

Eine Sammlung von Gedächtnismalen aus der Leipziger Universitätskirche, die an verstorbene Gelehrte erinnern, ist mit dem Europäischen Kulturerbepreis 2020 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte unter anderem die "äußerst qualitätsvolle Restaurierung" der jahrhundertealten Kunstwerke, wie die Brüsseler EU-Kommission und Europa Nostra mitteilten. Rund 20 weitere Projekte und Stellen in ganz Europa wurden ebenfalls ausgezeichnet.

Die im 13. Jahrhundert errichtete Leipziger Kirche wurde im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation zur evangelischen Universitätskirche. Zwischen 1543 und 1780 schuf man zahlreiche Grabmonumente für die akademische Elite und präsentierte sie in der Kirche. Das Gotteshaus wurde 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Kurz zuvor war es gelungen, unter anderem 45 wertvolle historische Epitaphe aus Stein, Holz und Metall aus der Kirche zu retten. Von 2002 bis 2017 wurde ein Teil davon restauriert.

Kirche, Aula und Konzertsaal

Der Nachfolgebau der Kirche wurde Ende 2017 als "Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli" eröffnet. Er sieht eine Mehrfachnutzung als Kirche, Aula und Konzertsaal vor und stellt 27 Epitaphe aus.

Auch die Arolsen Archives erhielten einen Kulturerbepreis zugesprochen, und zwar für ihr 2019 gestartetes Online-Archiv. Die Archive im nordhessischen Arolsen sind ein Zentrum zur Erforschung und Dokumentation der nationalsozialistischen Verfolgung. "Das Online-Archiv hat eine beeindruckende Nutzerzahl erreicht und parallele Aktivitäten in den Bereichen Bildung und Aufklärung ermöglicht", hieß es in der Jury-Entscheidung.

Preis von EU-Kommission ins Leben gerufen

Die Epitaphe wurden in der Kategorie Erhaltung ausgezeichnet, das Online-Archiv in der Kategorie Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung. In einer weiteren Runde haben beide Projekte im Sommer die Chance auf einen Publikumspreis und einen mit 10.000 Euro dotierten Großen Preis.

Der Europäische Kulturerbepreis wurde 2002 von der EU-Kommission ins Leben gerufen und wird seitdem von dem zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss Europa Nostra verantwortet. Er zeichnet exemplarische Projekte in den Bereichen Erhaltung, Forschung, ehrenamtliches Engagement, Bildung und Kommunikation aus.

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