Flüchtlingslager Moria auf Lesbos (Archivbild)
epd-bild/Joern Neumann
Während die ersten Flüchtlinge aus den überfüllten Lagern in Griechenland in Deutschland langsam Fuß fassen können, harren in Moria weiter Zehntausende aus. Eine "Schande" nennt Entwicklungsminister Müller das Lager und dringt auf weitere Hilfe.
05.05.2020

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die überfüllten Flüchtlingslager in Griechenland als Schande für Europa bezeichnet. Er habe das Lager Moria auf der Insel Lesbos besucht und selbst gesehen, "wie 20.000 Menschen zusammengepfercht in einem Lager leben, das für 3.000 geplant war, sagte der Minister der "Rheinischen Post" (Dienstag). Er forderte weitere Hilfen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nahm die EU-Kommission in die Pflicht.

Nötig seien in den Lagern kleinere Einheiten mit menschenwürdigen Bedingungen nach UN-Standards, sagte Müller: "Wir müssen allen Menschen in den Lagern helfen. Ich empfinde es als Schande, welche Zustände mitten in Europa akzeptiert werden." Mit Blick auf die Aufnahme der ersten 47 Minderjährigen sagte er: "Mit der Evakuierung der Kinder ist das Problem ja nicht gelöst."

Aufnahme verzögert sich

Eine erste Gruppe von 47 Flüchtlingskindern aus den griechischen Lagern war im April in Niedersachsen eingetroffen. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen waren zuvor in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios untergebracht. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea.

Zehn EU-Mitgliedstaaten hatten vereinbart, insgesamt 1.600 besonders schutzbedürftige unbegleitete Kinder aus den Lagern herauszuholen. Wegen der Corona-Pandemie verzögert sich in einigen europäischen Staaten aber die Aufnahme. Luxemburg und Deutschland nahmen als erste eine vergleichsweise niedrige Zahl Schutzsuchender auf. Die Bundesregierung betonte dabei, dies sei nur ein erster Schritt. Insgesamt will sie bis zu 500 besonders Schutzbedürftige aus den Lagern aufnehmen.

Seehofer dankt Kirchen

Seehofer sagte am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd), kein Land könne diese Herausforderungen alleine bewältigen. "Deshalb müssen jetzt auch unsere europäischen Nachbarn nachziehen. Die EU-Kommission ist jetzt in besonderer Weise gefordert, hier eine europäische Lösung zu finden", betonte er.

Der Innenminister dankte zudem den Kirchen für Unterstützung bei der Aufnahme der Flüchtlinge aus Griechenland. "Ich begrüße die Entscheidung der Kirchen, bei der Aufnahme von Kindern aus Griechenland auch Verantwortung zu übernehmen", sagte er. Evangelische und katholische Kirche haben nach Ministeriumsangaben zugesagt, mindestens vier der von den griechischen Inseln geholten Kinder und Jugendlichen zu unterstützen. Dies sei ein wichtiges Zeichen von Hilfsbereitschaft und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Minderjährige werden auf Bundesländer verteilt

Wie die konkrete Unterstützung der Kirchen aussieht, werde sich zeigen, wenn die Kinder und Jugendlichen an ihrem künftigen Wohnort angekommen sind, erklärte ein EKD-Sprecher auf epd-Anfrage. Je nach Alter und Situation der Minderjährigen entschieden werden, mit welchen Angeboten Gemeinden oder diakonische Einrichtungen helfen sollen. Die Mitte April nach Deutschland gekommenen Minderjährigen waren bis Ende vergangener Woche in Quarantäne und werden nun auf die Bundesländer verteilt.

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