In der Krise ist Kooperation gefragt
epd-bild/Christian Ditsch
In der Corona-Krise sind viele Medien unter wirtschaftlichen Druck geraten.
23.04.2020

Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR), Kai Gniffke, schlägt angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie Kooperationen von Qualitätsmedien vor. "Denn egal ob privat oder öffentlich-rechtlich - die Corona-Krise zeigt, wie wichtig unabhängige und kompetente Medien für unsere Gesellschaft sind", schreibt der 59 Jahre alte Journalist in einem Gastbeitrag für den Fachdienst epd medien. "Mir ist deutlich geworden, wie sehr jetzt Solidarität unter den Qualitätsmedien gefragt ist." Natürlich könne es keine Subvention privater Unternehmen aus Rundfunkbeiträgen geben. "Aber mehr noch als zuvor sollten wir Möglichkeiten der Kooperation von Qualitätsmedien ausloten", so Gniffke.

In vielen Verlagshäusern gibt es Kurzarbeit

Dem SWR sei als öffentlich-rechtlichem Anbieter in dieser Phase seine besondere Verantwortung für die Versorgung der Menschen mit Informationen sowie bildenden und unterhaltenden Angeboten klar geworden. "Zugleich spüren wir, wie schwierig die Lage für unsere Kolleginnen und Kollegen in den kommerziellen Medienhäusern ist", schreibt der Intendant und verweist darauf, dass es angesichts wegbrechender Werbeeinnahmen und fragiler digitaler Erlösmodelle bei vielen Verlagshäusern oder privaten Rundfunkveranstaltern Kurzarbeit gibt.

Gniffke warnt davor, die derzeit hohen Werte für Fernsehen und Radio überzubewerten. "Man sollte sich von dem Hoch der linearen Programme nicht täuschen lassen." Parallel dazu verzeichneten digitale Ausspielwege wie zum Beispiel Streamingdienste enorme Zuwachsraten. "Digitalangeboten gehört die Zukunft. Wer diesem Trend nicht mit hohem Tempo folgt, wird seine publizistische Wirkung verlieren." Insofern bedeute die Corona-Krise auch eine Chance für Medienhäuser, ihre digitale Säule zu stärken.

Arbeit im Krisenmodus

Für die Arbeit der Medien im Krisenmodus zieht Gniffke eine insgesamt positive erste Bilanz: "Nicht jede journalistische Leistung der vergangenen Wochen war perfekt, aber angesichts der Größe der Herausforderung haben deutsche Medien sie bislang mit Bravour gemeistert."

Mancher Medienkritiker verenge seine Betrachtung auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen. "Kaum ein Medienhaus fände sich angemessen behandelt, wenn man im 21. Jahrhundert die Aktivitäten auf einen einzigen Vertriebsweg verengte", kritisiert der SWR-Intendant. "Deshalb sollte man den Blick erweitern, wenn es um die spannende Frage geht, inwieweit Medien in Krisenzeiten eine gesellschaftliche Mitverantwortung haben und ob Journalisten in dieser Ausnahmesituation die gebotene Distanz wahren mit denen, die sie eigentlich zu kontrollieren hätten."

Gniffke übernahm die Leitung des SWR im vergangenen September. Zuvor war er Erster Chefredakteur von ARD-aktuell in Hamburg und damit unter anderem für "Tagesschau" und "Tagesthemen" verantwortlich. Der SWR ist die zweitgrößte ARD-Anstalt und versorgt Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

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