Gemeinsames Fastenbrechen nach dem abendlichen Gebet in der Veysel-Karani-Moschee in Worms 2018
epd-bild/Kristina Schaefer
Der Ramadan ist auf Gemeinschaft angelegt. Jeden Abend kommen Muslime in den Moscheen zusammen, um gemeinsam das Fastenbrechen zu feiern, zu essen und zu beten. Andere treffen sich mit Freunden und der Familie: Das alles fällt in diesem Jahr aus!
21.04.2020

Die Muslime bereiten sich auf ein außergewöhnliches Ramadanfest vor: Die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen werden auch den Fastenmonat bestimmen. "Wir können in diesem Jahr Ramadan anders gestalten als sonst und uns mehr auf die Grundidee des Verzichts und unsere Familie konzentrieren", sagte der Vorsitzende des "Münchner Forums für Islam", der Penzberger Imam Benjamin Idriz, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die Muslime in Deutschland beginnt der Ramadan in diesem Jahr am 24. April und endet am 23. Mai, die Feierlichkeiten beginnen bereits am Donnerstagabend.

Wegen der Ausgangsbeschränkungen seien auch die Moscheen noch bis mindestens 3. Mai geschlossen, sagte Idriz, einer der bekanntesten Vertreter der Muslime in Bayern. Gemeinsames Beten in der Moschee könne es daher nicht geben. Auch die sogenannten Iftar-Essen nach Sonnenuntergang, zu denen sonst viele Menschen zusammenkämen, könnten nur in der engsten Familie stattfinden. Die Muslime müssten den Ramadan insgesamt zurückhaltender gestalten. "Gott ist überall, nicht nur in der Moschee." Die Muslime hielten sich auch im Ramadan an die Corona-Regelungen, auch wenn sie ihre Moscheen vermissen, sagte Idriz. Dank der digitalen Möglichkeiten könne er gut Kontakt zu seinen Gemeindegliedern halten.

"Lieber darauf verzichten"

Der Osnabrücker Islamexperte Rauf Ceylan rief islamische Theologen und Imame dazu auf, krankheitsanfällige Muslime auf die Gefahren des Fastens während des am Freitag beginnenden Ramadans hinzuweisen. Sie sollten deutlich sagen, dass ältere Menschen und Angehörige von Risikogruppen in diesem Jahr nicht fasten sollten, sagte Ceylan dem epd. Zwar gelte im Islam ohnehin die Regel, dass Alte, Schwangere und Kranke davon ausgenommen seien, im Fastenmonat zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht zu essen und zu trinken. "Aber jetzt sollten auch diejenigen, die sich trotz Vorerkrankung oder fortgeschrittenen Alters eigentlich fit fühlen, lieber darauf verzichten", sagte Ceylan.

Islamische Theologen in einigen Ländern hätten sogar schon darüber diskutiert, das Fasten im Ramadan in diesem Jahr ganz zu untersagen. Tatsächlich gebe es kontroverse Ansichten darüber, ob das Fasten das Immunsystem schwäche, sagte der Leiter des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück. Ceylan rechnet allerdings nach eigenen Worten nicht damit, dass die muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland einen vollständigen Verzicht auf das Fasten im Ramadan erklären. Umso wichtiger sei es für die Gemeinden, vor allem ältere Menschen in dieser Zeit nicht alleinzulassen.

Wir halten zusammen

Unterdessen übermittelte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, allen Muslimen in Deutschland seine Grüße zum Beginn des Fastenmonats. "Bei allen bestehenden Unterschieden zeigt sich eine elementare Gemeinsamkeit. Die Zusammenkunft mit anderen im Gebet und die gemeinschaftliche religiöse Praxis sind Grundbedürfnisse, die Christinnen und Christen mit Musliminnen und Muslimen verbinden", erklärte Bedford-Strohm am Dienstag in Hannover. Er betonte, wie wichtig derzeit Solidarität sei: "Wir halten Abstand, aber wir halten auch zusammen. Das muss für den Dialog und das Miteinander von Menschen christlichen und islamischen Glaubens genauso gelten wie für die Gesellschaft insgesamt."

Das Fasten gehört wie das Glaubensbekenntnis, die täglichen Gebete, die Armensteuer und die Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islam. Der Monat Ramadan, der neunte im islamischen Mondjahr, wandert durch das Kalenderjahr. Der Ramadan beginnt und endet, wenn die Mondsichel nach Neumond erstmals wieder sichtbar ist. Der Beginn kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Der Ramadan ist auch der Monat der guten Taten und der Läuterung von Körper und Seele. Mitmenschlichkeit und Versöhnung stehen im Mittelpunkt, die Gläubigen entrichten die Armensteuer Zakat oder unterstützen Bedürftige. An den Ramadan schließt sich das Fest des Fastenbrechens an, das äußerlich dem christlichen Weihnachtsfest ähnelt. Die meisten Religionen kennen Fastenzeiten. Christen fasten von Aschermittwoch bis Ostern.

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