Bad Vilbel (epd). Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis erhalten Sebastian Riemer und Klaus Welzel von der "Rhein-Neckar-Zeitung" für ihre Berichterstattung über einen unausgereiften Bluttest zur Früherkennung von Brustkrebs am Heidelberger Universitätsklinikum, wie die Stiftung "Freiheit der Presse" am Dienstag im hessischen Bad Vilbel mitteilte. Sie habe damit Licht in das fragwürdige Vorgehen von Professoren, Investoren und PR-Machern in der Grauzone von Wissenschaft und wirtschaftlichen Interessen gebracht und für personelle Konsequenzen im Vorstand des Klinikums gesorgt.
Den zweiten Preis (6.000 Euro) erhalten neun Redakteure und Mitarbeiter der "Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten" für eine Serie über das Thema des Unterrichtsausfalls. Sie sei in umfangreichen Datenrecherchen und einer Umfrage an den weiterführenden Schulen in Stuttgart aufbereitet und dann in einer zwölfteiligen Folge von Artikeln, Interviews und Berichten von allen Seiten beleuchtet worden. "Ein bislang von Politik und Verwaltung eher stiefmütterlich behandeltes Problem wurde damit in den Brennpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt", lobte die Jury.
Manipulation von Abrechnung
Der mit 4.000 Euro verbundene dritte Preis wird Michael Kasperowitsch für seine in den "Nürnberger Nachrichten" veröffentlichten Recherchen über die jahrelange Manipulation von Abrechnungen im Rettungsdienst des bayerischen Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) zuerkannt. Kasperowitsch habe aufgedeckt, so die Jury, dass in der Leitung der Organisation durch Buchungstricks über die Jahre hinweg Millionen Euro den Krankenkassen zu Unrecht in Rechnung gestellt worden seien. Die Artikel hätten zu Ankündigungen geführt, neue wirksame Kontrollverfahren im ASB einzuführen.
Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury unter dem Vorsitz von Hermann Rudolph, dem ehemaligen Herausgeber des Berliner "Tagesspiegel", ausgewählt. Die Stiftung vergibt den Wächterpreis der Tagespresse in diesem Jahr zum 50. Mal. Geehrt werden "couragierte Reporter, die in Wahrnehmung von staatsbürgerlichen Rechten" Missstände schonungslos aufdeckten. Wegen der Corona-Krise werden die diesjährigen Preisträger erst 2021 zusammen mit den dann aktuellen Preisträgern im Frankfurter Römer geehrt.
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