Fitnessarmbänder
epd-bild/Friedrich Stark
Auch Apps sollen künftig im Kampf gegen das neuartige Coronavirus helfen. Eine nun vorgestellte Anwendung wendet sich an die Besitzer von Fitnessarmbändern und Smartwatches und basiert auf "Spenden".
07.04.2020

Über Fitnessarmbänder und Smartwatches will das Robert Koch-Institut (RKI) Daten über die Verbreitung des neuartigen Coronavirus sammeln. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte am Dienstag in Berlin, er wünsche sich, dass viele Menschen mitmachten, um Covid-19 effektiver bekämpfen zu können. Auf der Internetseite "Corona-Datenspende" werden die von der gleichnamigen App gesammelten Informationen eingespeist.

Auf einer interaktiven Karte sind dann bis auf Ebene der Postleitzahl potentiell Infizierte zu sehen, regionale Verbreitungscluster werden sichtbar. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Institut hofft aber, zehn Prozent der insgesamt zehn Millionen Nutzer und Nutzerinnen von Fitnessarmbändern und Smartwatches zu erreichen.

Kein Nachverfolgung von Kontaktpersonen

Bei der nun vorgestellten digitalen Anwendung handelt es sich aber nicht um die vieldiskutierte Tracking-App, für die derzeit von einem internationalen Team aus Wissenschaftlern, IT-Fachleuten und einzelnen Unternehmen eine technologische Basis entwickelt wird. Diese soll nach Angaben der Bundesregierung in den kommenden Tagen oder Wochen verbreitet werden. Die Technologie wird dann über das multinationale Experten-Netzwerk Pan European Privacy-Preserving Proximity Tracing (PEPP-PT) bereitgestellt.

Die nun vorgestellte "Corona-Datenspende"-App dient im Gegensatz dazu ausdrücklich nicht der Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Zu keiner Zeit habe das Institut Informationen über Namen und Anschrift der App-Nutzer, versicherte das RKI. Auch Ortungs- oder Standortdaten würden nicht abgefragt. Es gehe lediglich darum, regionale Infektionsschwerpunkte besser zu erkennen.

Typisches Covid-19-Symptom

Nutzer werden aber aufgefordert, einmalig die Postleitzahl einzugeben sowie Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht. Ausgewertet würden ferner die Vitaldaten von Fitnessarmbändern und Smartwatches wie Ruhepuls, Schlaf und Aktivitätsniveau. Bei einer akuten Atemwegserkrankung änderten sich diese Vitalzeichen oftmals deutlich, heißt es. Auch Fieber könne durch die App erkannt werden, welches ein typisches Covid-19-Symptom ist. Keinesfalls werde dadurch aber ein Test auf das Virus ersetzt, ebenso wenig der öffentliche Meldeweg.

Die Grünen im Bundestag begrüßten grundsätzlich, dass es nun erste digitale Lösungen gibt, die zur Eindämmung der Pandemie beitragen können. Der Vizevorsitzende der Fraktion, Konstantin von Notz, und die netz- und verbraucherschutzpolitische Sprecherin Tabea Rößner forderten die Bundesregierung jedoch auf, unmissverständlich klarzustellen, "dass für diejenigen, die Apps aus unterschiedlichen Gründen nicht nutzen, keine Nachteile entstehen". Die Dezentralität der Datenspeicherung und eine sehr strenge Zweckbindung müssten garantiert sein. Die Übertragungswege müssten sicher und die Möglichkeit einer Rückverfolgung zweifelsfrei ausgeschlossen sein.

Teilen und Sammeln von Daten

Der Deutsche Ethikrat äußerte sich ebenfalls im Grundsatz positiv. Man sei derzeit gut beraten, "alles zu nutzen, was uns helfen kann", sagte der Jurist Steffen Augsberg in Berlin. Er warb für Innovationsoffenheit, wenngleich Prinzipien des Datenschutzes beachtet werden müssten. Damit sei man "nicht auf dem Weg in den Überwachungsstaat", betonte das Ethikratsmitglied. Der Ethikrat hatte schon 2017 eine umfangreiche Stellungnahme zu Nutzen und Risiken von Daten, wie sie etwa Fitnessarmbänder oder Smartphones aufzeichnen, für das Gesundheitswesen veröffentlicht. Grundsätzlich befürwortet das Gremium dabei das Teilen und Sammeln von Daten, wenn sie dem Gemeinwohl dienen. Der Ethikratsvorsitzende Peter Dabrock sagte, in der Stellungnahme sei die "Datensouveränität" betont worden. Die Nutzung müsse also freiwillig sein.

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