Das Nachrichtenhaus der "Tagesschau" auf dem Gelände des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg (Archivbild).
Stephan Wallocha
Für Freie im Rundfunk brechen laut DJV in der Corona-Krise viele Einnahmen weg. Nur drei kleine Sender hätten vorbildliche Lösungen für ihre Freien gefunden. ZDF und WDR weisen diesen Vorwurf vehement zurück.
31.03.2020

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wirft mehreren öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor, viele freie Mitarbeiter in der Corona-Krise hängenzulassen. In Briefen an den ZDF-Intendanten Thomas Bellut und den ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow (WDR) fordert der Verband die Sender auf, die durch die Corona-Krise verursachten Ausfälle der freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzufedern. Viele Freie würden aufgrund von abgesagten Veranstaltungen oder Sendungen gerade massive Honorareinbußen erleiden, teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. ZDF und WDR wiesen die Kritik des DJV zurück.

Ein ZDF-Sprecher sagte dem epd, dass die Freien bei dem Mainzer Sender einen "umfassenden sozialen Schutz" genössen. Der entspreche den als vorbildlich gelobten kleinen Sendern Radio Bremen, RBB und SR. Über die vertraglichen und tarifvertraglichen Regelungen hinaus gebe es ein "umfassendes Maßnahmenpaket, mit dem das ZDF die Risiken von pandemiebedingten Absagen sehr weitgehend übernimmt und der Fortbestand der Sozialversicherung gewährleistet wird". Zusätzlich hülfen zinslose Darlehen, finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Auch der WDR erklärte, soziale Härten für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden abgefedert. "Die Honorare im WDR werden weiterhin täglich ausgezahlt, derzeit können wir keinen Rückgang des Honorarvolumens insgesamt erkennen", hieß es in Köln.

Zur Unterstützung der Freien sei ein umfangreicher Katalog von Maßnahmen beschlossen worden, erklärte der WDR. So würden bereits begonnene, aber wegen der Corona-Krise nicht abgeschlossene journalistische Projekte "kurzfristig anteilig bezahlt". Waren Mitarbeiter bereits für bestimmte Leistungen oder Tage disponiert, die jetzt abgesagt sind, erhalten sie nach Angaben des WDR 100 Prozent Ausfallhonorar. Dasselbe gelte für etwaige Quarantänezeiten wegen einer möglichen oder festgestellten Corona-Infektion. Damit gehe der WDR über die Regelung anderer Sender sogar hinaus.

Gute Beispiele: Radio Bremen, RBB und SR

Der DJV hatte bis Dienstagmittag keine Kenntnis von Hilfsmaßnahmen der meisten Rundfunksender; eine Antwort auf einen vergangene Woche abgeschickten Brief an ARD und ZDF stand demnach noch aus. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall mahnte: "Von den durch die Beitragsgelder abgesicherten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erwarten wir, dass sie ihrer Verantwortung auch gegenüber ihren Mitarbeitern gerecht werden." Die Freien müssten Planungssicherheit haben. Sie hätten einen maßgeblichen Anteil daran, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Informationsauftrag mitten in der Corona-Krise gänzlich und in vollem Umfang erfüllen könnten.

Der DJV lobte die kleinen Anstalten Radio Bremen, Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und Saarländischer Rundfunk (SR), die vorbildliche Lösungen für ihre Freien gefunden hätten. "Das sind Beispiele für angemessenes Handeln des Senders gegenüber den Freien", sagte Überall. Radio Bremen und der RBB wollen laut ARD-Freienrat disponierte Beiträge, die nicht gesendet wurden, dennoch bezahlen. "Arbeitnehmerähnliche" Personen sollen zudem 80 Prozent des durchschnittlichen Monatsgehalts von 2019 weiter erhalten.

Freie fordern Hilfsfonds

Der ARD-Freienrat, der bundesweit rund 18.000 freie Mitarbeiter vertritt, hatte vor gut einer Woche in einem offenen Brief an den ARD-Vorsitzenden einen einheitlichen Hilfsfonds für Freie gefordert. Buhrow lehnte dies laut ARD-Freienrat in seiner Antwort ab und verwies darauf, dass die Lösungen zusammen mit den Gewerkschaften in den einzelnen Sendern gefunden werden müssten.

Der WDR gewährt nach eigenen Angaben Hilfen aus einem bereits bestehenden Härtefallfonds. Dieser sei kurzfristig erheblich aufgestockt worden, um freien Mitarbeitern zu helfen, wenn diese durch die Corona-Krise Einbußen haben. Schließlich gebe es auch die Möglichkeit eines kurzfristigen Darlehens, teilte der Sender mit. Unternehmensintern habe der WDR eine Beschäftigungsbörse für freie Mitarbeitende eingerichtet.

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