ZDF-Gebäude in Mainz (Archivbild)
epd-bild/Andrea Enderlein
In der Corona-Krise suchen viele Bürger nach verlässlichen Informationen - das beschert den TV-Nachrichten hohe Einschaltquoten. Zugleich stehen die Sender vor der Herausforderung, den Betrieb dauerhaft sicherzustellen.
16.03.2020

Das große Informationsbedürfnis der Menschen in der Corona-Krise äußert sich in hohen Einschaltquoten bei den TV-Nachrichten. Die "Tagesschau" um 20 Uhr verzeichnete am Sonntag mit 17,41 Millionen Zuschauern, davon allein 9,89 Millionen im Ersten, die mit Abstand höchste Reichweite des Jahres, wie die ARD am Montag in München mitteilte. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 46,9 Prozent, im Ersten bei 26,7 Prozent. Die "Heute"-Sendung um 19 Uhr im ZDF schalteten nach Senderangaben 5,88 Millionen Zuschauer ein (Marktanteil: 19,8 Prozent). "RTL Aktuell" verfolgten um 18.45 Uhr 4,54 Millionen Menschen.

Erster Corona-Fall beim ZDF

Mit getrennten Teams und Notfallplänen bemühen sich die TV-Anstalten, ihren Betrieb weiterhin sicherzustellen. Das ZDF meldete am Sonntagabend einen ersten Corona-Fall im Sender und schickte seine Belegschaft deshalb weitgehend ins Home-Office. Sitzungen und unmittelbare Kontakte finden beim ZDF nur noch statt, soweit dies für den Betrieb unabdingbar ist. Ein ZDF-Sprecher sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), in den aktuellen Nachrichtenredaktionen werde in verkleinerten, rotierenden und räumlich getrennten Teams gearbeitet. Die unterschiedlichen Produktionsstandorte des ZDF in Mainz, Berlin, Düsseldorf, München sowie die Landesstudios leisteten bereits gegenseitige Unterstützung und könnten bei Bedarf Aufgaben wechselseitig übernehmen.

Der Erste Chefredakteur von ARD-aktuell, Marcus Bornheim, sagte dem epd in Hamburg, vorsorglich sei auch in seiner Redaktion Mitarbeitern das mobile Arbeiten ermöglicht worden: "Tagtäglich wird die Lage neu bewertet."

Mitarbeiter ins Mobile-Office geschickt

Die Mediengruppe RTL hatte bereits am Samstag mitgeteilt, dass alle Mitarbeiter, die nicht für den Sende- und Produktionsbetrieb notwendig sind, vorsorglich ins Mobile-Office geschickt worden seien. Eine RTL-Sprecherin teilte dem epd mit, außerdem würden für den Betriebsablauf kritische Abteilungen zur Sicherheit räumlich geteilt. "Zudem besteht die Möglichkeit, aus dem Hauptstadtstudio oder den Studios in Köln-Ossendorf zu senden."

Beim WDR berät ein Krisenstab ebenfalls täglich über sinnvolle Schutzmaßnahmen. Damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, sei die Zahl der in den WDR-Häusern anwesenden Mitarbeiter für die Zeit der Pandemie reduziert worden, sagte eine WDR-Sprecherin dem epd in Köln. Die Redaktionen und Abteilungen arbeiteten mit zwei Teams - eines im WDR, das andere im Home-Office. Konferenzen und Besprechungen finden per Telefonkonferenz oder Videoschalte statt, kleinere Büros sind nur noch mit einer Person besetzt.

Prinzip der getrennten Teams

Beim BR gilt ebenfalls die Vorgabe, dass so viele Mitarbeiter wie möglich ihre Arbeit im Home-Office verrichten und soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert werden sollen, wie ein BR-Sprecher dem epd in München sagte. "In vielen redaktionellen Einheiten - darunter jenen, die für die nachrichtliche Grundversorgung unerlässlich sind - wird nach dem Prinzip getrennter Teams gearbeitet", sagte der BR-Sprecher. So werde sichergestellt, dass im Falle einer Erkrankung in einem Team eine andere Besetzung inklusive Moderation bereitsteht, um die Aufgaben zu übernehmen.

Der SWR traf bereits ähnliche Vorkehrungen, um den Sendebetrieb aufrechtzuerhalten. Eine Reihe von Mitarbeitern arbeite bereits im Home-Office, sagte eine Sprecherin der Rundfunkanstalt dem epd in Stuttgart. "Diejenigen, die jetzt im Home-Office sind und hoffentlich gesund bleiben, können dann in der Funkhäusern und Regionalstudios eingesetzt werden, wenn die Personallage es erfordert." Das gelte für Redaktion und Produktion. "Es gibt genau abgestimmte Pläne, von welchem Standort aus die Nachrichten - im Radio und im Fernsehen - immer noch gesendet werden können, wenn ein anderer Standort nicht mehr im vollen Umfang arbeitsfähig ist", sagte die SWR-Sprecherin.

Gefährdung der journalistischen Grundversorgung

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnte unterdessen vor einer Gefährdung der journalistischen Grundversorgung durch die Coronakrise. Der Verband rief die Innenministerien der Länder und des Bundes dazu auf, bei anstehenden Katastrophenplänen die besondere Bedeutung des Journalismus für die Information und Aufklärung der Bevölkerung zu beachten. Dazu gehöre, die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Journalisten zu gewährleisten, damit sie selbst bei möglichen Ausgangssperren weiterhin vor Ort recherchieren könnten, erklärte der DJV in Berlin.

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