Coronavirus: Senioren sind besonders gefährdet
epd-bild/Heike Lyding
Die Altersmedizinerin Corinna Drebenstedt warnt vor den besonderen Gefahren des Coronavirus für ältere Menschen. Sie rät Senioren, große Menschenansammlungen zu vermeiden, wo immer das möglich ist. Auch der Kontakt zu Kindern berge Gefahren.
13.03.2020

Nach jetzigem Kenntnisstand seien Senioren zwar nicht empfänglicher für das Virus als andere Altergruppen, würden aber bei einer Infektion schwerer krank, sagte Drebenstedt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie ist Chefärztin der Klinik für Geriatrie am katholischen St.-Marien-Hospital in Friesoythe bei Cloppenburg und gehört zudem zum Vorstand der in Köln ansässigen Deutschen Gesellschaft für Geriatrie.

Senioren über 70 sollten nach Möglichkeit die Orte meiden, wo viele Menschen aufeinanderträfen, erläuterte Drebenstedt. "Auch Enkel sollten, so traurig das auch ist, Oma und Opa vorerst nicht mehr besuchen", sagte die Medizinerin. Lieber sollten die erwachsenen Kinder für sie einkaufen gehen, damit die alten Menschen sich im Supermarkt nicht infizierten.

Kinder können Alte unbemerkt in Gefahr bringen

Obwohl die vom Coronavirus ausgelösten Krankheit generell einer Grippe ähnlich sei, verlaufe sie bei Kindern anders. Infizierten sich diese, hätten sie meist nur so etwas wie einen Schnupfen. "Kinder merken nicht, dass sie ansteckend sind." Der Kontakt zu ihnen könne die alten Menschen in Lebensgefahr bringen.

Aus demselben Grund sollten nach Meinung der Fachärztin auch die Familienbesuche in Altenheimen vorerst unterbleiben. "Wer dort wohnt, ist meistens gesundheitlich schon sehr geschwächt." Die Verantwortung liege deshalb vor allem beim Pflegepersonal und den Besuchern. Alle Personen, die aus beruflichen oder privaten Gründen ein Altenheim betreten müssten, sollten auf Reisen in die Gebiete verzichten, die vom Coronavirus stark betroffen seien. Bestehe der Verdacht, dass eine Pflegekraft sich infiziert habe, solle sie in häuslicher Quarantäne bleiben.

Um sich vor einer möglichen Infektion zu schützen, empfahl die Expertin grundsätzlich allen Menschen ab 60 Jahren, sich wenigstens gegen Grippe oder gegen eine Lungenentzündung impfen zu lassen. Eine solche Impfung trainiere das Immunsystem. "Damit geben die Menschen ihrem Körper zwar nicht die Waffe gegen die Krankheit in die Hand, aber den Bauplan für die Waffe", erläuterte Drebenstedt.

"Je älter die Menschen werden, desto mehr Krankheiten haben sie bereits", betonte die Medizinerin. Ihr Immunsystem sei ebenfalls gealtert. Deshalb seien sie anfälliger für Infektionen. Vor allem bei chronischen Krankheiten, die das Herz oder die Lungen beträfen, werde es bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus für sie gefährlicher. Laut einer Prognose der Berliner Charité könnten bis zu 25 Prozent der Hochbetagten wegen einer solchen Infektion sterben.

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