epd-bild / Heike Lyding
Direkte Kommunikation über soziale Netzwerke wird den klassischen Journalismus nach Überzeugung der Medienexperten Birgit Stark und Matthias Cornils auch in Zukunft nicht verdrängen.
28.02.2020

In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) schlossen die beiden Direktoren des Mainzer Medieninstituts zugleich aus, dass die etablierten Medien ihre frühere Monopolstellung zurückgewinnen können. "Beim Fernsehen wird sich die Zeit nicht mehr zurückdrehen lassen", sagte die Kommunikationswissenschaftlerin Stark. Womöglich werde es künftig andere Wege zur Verbreitung journalistischer Inhalte geben - etwa mehr Wochenzeitungen mit Hintergrundberichten anstelle klassischer Tageszeitungen.

Insgesamt höherwertiges Informationsangebot

Nach Überzeugung des Medienrechtlers Cornils besitzen die klassischen Medien weiter eine "Orientierungsfunktion" für die Gesellschaft: "Sie können Ankerpunkte der Verlässlichkeit bieten." Direktkommunikation in sozialen Netzwerken, Blogs und Graswurzeljournalismus könnten professionelle Medien nicht bei der Aufarbeitung komplexer Sachverhalte oder der Produktion teurer Filme ersetzen, aber möglicherweise sogar für ein insgesamt höherwertiges Informationsangebot sorgen: Angesichts von Kampagnenjournalismus und Falschmeldungen, die alle gleichförmig verbreitet haben, gebe es die Möglichkeit einer wechselseitigen Kontrolle.

Stark forderte von den klassischen Medien größere Anstrengungen, um ihr Publikum auch künftig zu erreichen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe die Herausforderungen inzwischen erkannt und beispielsweise mit dem Online-Jugendangebot "Funk" darauf reagiert. Auch die Mediatheken der Sendeanstalten würden immer wichtiger. Sie warnte davor, dass soziale Netzwerke nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Arbeit der Medien verändert hätten. Mediennutzer würden Informationen mittlerweile anders suchen und wahrnehmen.

Verantwortung der Unternehmen

Nach Überzeugung der beiden Medienforscher, deren Institut im März sein 20-jähriges Bestehen feiert, wird es auch künftig schwierig bleiben, die Arbeit der großen sozialen Netzwerke zu regulieren. Verstöße gegen die im neuen Medienstaatsvertrag festgeschriebenen Transparenzgebote und das Diskriminierungsverbot bei der Bereitstellung von Informationen ließen sich durch die Landesmedienanstalten kaum nachweisen.

Die Bestimmungen des neuen Medienstaatsvertrags könnten dennoch positive Effekte mit sich bringen. Es gehe ja nicht nur um Verwaltungsakte und Bußgelder, sagte Cornils. "Allein durch die Existenz solcher Vorschriften stehen die sozialen Medien wie Facebook unter ständigem Begründungsdruck", sagte der Medienrechts-Professor. "Man kommt ins Gespräch, die Unternehmen nehmen ihre eigene Verantwortung stärker wahr."

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