Demonstration gegen Antisemitismus
epd-bild/Christian Ditsch
Der Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz hat die Antisemitismus-Debatte im Land kritisiert.
24.01.2020

Die die Antisemitismus-Debatte in Deutschland verstellt nach Ansicht des Historikers Wolfgang Benz den Blick auf die eigentlichen Probleme. Der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Klage über den angeblich wachsenden Antisemitismus bringt uns nicht weiter. Sie erzeugt allenfalls Hysterie und lenkt vom eigentlichen Problem ab", sagte der Historiker.

Hass gegen Minderheiten

Die Einzigartigkeit des Mordes an den europäischen Juden stehe nicht in Frage, betonte Benz. "Wir haben die Lektion aus der nationalsozialistischen Katastrophe aber erst dann gelernt, wenn wir nicht nur das Schicksal der Juden beklagen, sondern wenn wir uns bewusst sind, dass jeder Hass gegen jede beliebige Minderheit - seien das Sinti und Roma, seien das Muslime, seien das Homosexuelle - auf den selben Weg führen kann", sagte Benz.

Deshalb dürfe nicht nur "über die Verfehlung gegenüber der einen Minderheit getrauert werden", sondern "wir müssen auch eine Wiederholung gegenüber anderen Minderheiten verhindern". Benz betonte, "was gegenüber den Juden aus ideologischer Perspektive passiert ist, das kann auch gegenüber anderen Minderheiten passieren: Der Hass gegen andere, als fremd Definierte ist übertragbar". Deshalb müsse besonders auf "Wiederbelebungsversuche der nationalsozialistischen Ideologie etwa durch die AfD" geachtet und diese bekämpft werden. Dies sei eine zentrale Aufgabe im Zusammenhang mit dem aktuellen Antisemitismus, sagte der Historiker.

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