RBB-Intendantin Patricia Schlesinger (Archivbild)
epd-bild/Christian Ditsch
Digital umbauen und sparen: Wie das zusammengeht, muss der RBB künftig zeigen. Intendantin Schlesinger sieht den Sender auf einem harten, aber alternativlosen Weg.
23.01.2020

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) steht nach Angaben von Intendantin Patricia Schlesinger vor tiefgreifenden Veränderungen. Der Sender müsse künftig 20 Millionen Euro jährlich sparen und zugleich den digitalen Umbau bewältigen, sagte Schlesinger am Donnerstag in Berlin. Die Intendantin verwies dazu auch auf den bereits angekündigten Bau eines neuen digitalen Medienhauses. Insgesamt stehe der RBB vor der "größten Herausforderung" seit seiner Gründung 2003.

Bei geringeren finanziellen Mitteln müsse das RBB-Programm künftig besser werden. Gleichzeitig müsse der Sender ins Internet kommen, erläuterte die Intendantin. Dies werde dem RBB "einen tiefgreifenden Wandel abverlangen". Der Weg werde hart, sei "aber alternativlos". Schlesinger kündigte mittel- und langfristig Änderungen bei Strukturen, Produktionen, Formaten und Inhalten an.

"Kosmetische Anpassungen reichen nicht mehr aus", sagte die Intendantin. Auch Stellenstreichungen schloss Schlesinger nicht aus. Allerdings sei der RBB ein "schlank aufgestellter Sender", es könne somit nur noch bedingt beim Personal gespart werden.

Neues digitales Medienhaus

"In der linearen Welt war die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für das gesellschaftliche Miteinander klar bestimmt", sagte Schlesinger. Jetzt stehe der Sender vor der Aufgabe, "einen Beitrag zur Meinungs- und Willensbildung in der digitalen, nicht-linearen Welt zu leisten".

Das neue digitale Medienhaus des Senders werde auf 20.000 Quadratmetern "zeitgemäße Arbeitsplätze" bieten, an denen crossmediales Arbeiten möglich sei, sagte Schlesinger. Die Fertigstellung des Sender-Neubaus werde für das Jahr 2024 oder 2025 angepeilt. Zu den Kosten und zum Baubeginn wollte sich die Intendantin nicht äußern. Derzeit laufe der Ideenwettbewerb bei Architekturbüros. Mitte März werde ein Gewinnerentwurf von einer 13-köpfigen Jury bekanntgegeben.

Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus betonte auch die Chancen des Veränderungsprozesses. "Wir werden ganz neue Produkte schaffen", sagte Schulte-Kellinghaus. Bisherige Formate seien für Stammzuschauer gemacht. Um die jüngere Zielgruppe zu erreichen, seien mehr Produktionen für Mediatheken oder Youtube nötig.

Weiter Impulse aufnehmen

Mit dem multimedialen Projekt "Auschwitz und Ich" will der RBB an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 75 Jahren erinnern. Auf der Website "auschwitzundich.ard.de" werde das Lebens des Malers David Olère erzählt, der als einer der wenigen Häftlinge des sogenannten Sonderkommandos das KZ und den Krieg überlebte. Parallel zur Internetseite präsentiert der Sender vom 29. Januar an im Bundestag eine Ausstellung mit Zeichnungen von David Olère.

Mit den Formaten "Den RBB grillen" und "Dem RBB aufs Dach steigen" will der Sender auch künftig direkt mit Zuschauern vor Ort in Brandenburg und Berlin ins Gespräch kommen. Es gebe dafür "einen echten Bedarf", sagte Schulte-Kellinghaus. Der Sender wolle dabei auch weiter Impulse aufnehmen. So gehe die Ausstrahlung von DDR-Filmen am Freitagabend auf den Wunsch von Zuschauern zurück.

Im laufenden Jahr erwartet der RBB laut dem im vergangenen Dezember vorgelegten Wirtschaftsplan einen Fehlbetrag von 86,7 Millionen Euro. Erträgen von 478,1 Millionen Euro stehen demnach Aufwendungen von 564,8 Millionen Euro entgegen. Die Liquidität des RBB bleibt über die in der vorangegangenen Beitragsperiode angesparte Rücklage gesichert.

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