Der Anteil von Frauen in Vorständen großer Unternehmen ist im vergangenen Jahr gestiegen. (Archivbild)
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In den Vorständen deutscher Unternehmen gab es 2019 mehr Frauen. Allerdings machen sie immer noch nur einen Anteil von zehn Prozent aus. Der Bundesfamilienministerin reicht das nicht. Sie arbeitet weiter an einem Gesetz zur Steigerung der Quote.
22.01.2020

Der Anteil von Frauen in den Vorständen großer deutscher Unternehmen ist im vergangenen Jahr gestiegen. Wie aus dem am Mittwoch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichten Managerinnen-Barometer hervorgeht, lag die Quote 2019 bei 10,4 Prozent, knapp zwei Prozentpunkte mehr als 2018 (8,5 Prozent). Der Anstieg sei stärker als in den Jahren zuvor gewesen, allerdings weiter auf einem niedrigen Niveau, sagte die Forscherin Katharina Wrohlich. "Parität ist nach wie vor in diesem Bereich in sehr weiter Ferne", sagte sie. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) reicht das nicht.

Der Studie zufolge stieg der Anteil von Frauen in Vorständen vor allem in den Unternehmen, die seit 2016 eine 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten erfüllen müssen. Die Frauenquote in Vorständen wuchs dort von acht auf 12,3 Prozent. In Unternehmen, die keine Quote im Aufsichtsrat vorweisen müssen, stagniere der Frauenanteil in Vorständen bei neun Prozent.

Öffentlicher und politischer Druck gestiegen

Die Autorinnen der Studie sehen das als Zeichen dafür, dass die Quote für den Aufsichtsrat auch auf andere Gremien ausstrahlt. Ein anderer Grund für den Anstieg sei der öffentliche und politische Druck, hieß es.

Die Frauenquote gilt für große börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen. In ihren Aufsichtsräten müssen mindestens 30 Prozent der Posten mit Frauen besetzt sein. Fast 88 Prozent dieser Unternehmen erfüllten Ende 2019 die gesetzliche Quote, 2018 waren es 77 Prozent.

Für Vorstände gilt keine gesetzliche Quote. Unternehmen sind aufgefordert, sich freiwillige Zielgrößen zu setzen. Die Mehrheit der Unternehmen - rund 70 Prozent - haben sich allerdings die Zielgröße "Null" gesetzt.

Weitere Gesetze angekündigt

Giffey und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatten weitere Gesetze angekündigt, wenn in Vorständen weiter Frauen nur in einer Minderheit vertreten sind und sich die Unternehmen keine ambitionierteren Gleichstellungsziele setzen. Wrohlich sagte, eine solche Quote wäre ein geeignetes Mittel, um den Frauenanteil zu steigern. Die Quote für Vorstände sei rechtlich allerdings deutlich schwerer umzusetzen, sagte die Wirtschaftsexpertin.

Innerhalb der Bundesregierung wird nach Angaben eines Sprechers von Ministerin Giffey noch verhandelt, ob und wie es eine Regelung geben soll, die für einen höheren Frauenanteil in Vorständen sorgt. "Wir können uns nicht leisten, dass wir Fortschritte nur im Schneckentempo machen", sagte der Sprecher. "Reine Männerclubs" seien nicht mehr zeitgemäß.

Seinen Worten zufolge wird überlegt, Unternehmen mit Geldstrafen zu belegen, wenn sie sich die Zielgröße "Null" setzen. Über die Höhe wurden keine Angaben gemacht. Auch über eine Quote ähnlich der für Aufsichtsräte wird demnach nachgedacht. Ein konkreter Entwurf liegt allerdings noch nicht vor.

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