Im Krieg zerstörte Häuser in der libyschen Küstenstadt Misrata (Archivbild)
epd-bild/Bettina Rühl
Benannt ist sie nach einem Baby, das 2015 von einer somalischen Mutter auf einem deutschen Marineschiff zur Welt gebracht wurde: die EU-Operation "Sophia", die immer wieder Migranten und Flüchtlinge rettete. Jetzt ist eine Wiederbelebung im Gespräch.
20.01.2020

Nach der Berliner Libyen-Konferenz ist eine Wiederaufnahme der EU-Marinemission "Sophia" im Gespräch, die Zehntausende Menschen aus dem Mittelmeer geborgen und nach Europa gebracht hat. Dabei solle die Mission einen neuen Fokus erhalten, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag in Brüssel. "Sophia" ist derzeit faktisch weitgehend eingestellt.

Libyen stand am Montag bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel ganz oben auf der Tagesordnung. Die 2015 gestartete Mission "Sophia" läuft zwar formell noch. Der Einsatz der Marineschiffe wurde aber im März 2019 ausgesetzt. Grund war der Streit um die Aufnahme der geretteten Flüchtlinge und Migranten in Europa. Seither ist nur noch Fluggerät über dem Mittelmeer im Einsatz.

Neue Dringlichkeit

"Die Idee ist, sie wiederzubeleben", sagte Borrell nach der Sitzung über "Sophia". Zugleich wolle man die Mission "refokussieren" und das Waffenembargo ins Zentrum rücken, erklärte er. Waffentransporte in das Bürgerkriegsland Libyen zu unterbinden, gehört neben dem Kampf gegen Menschenschmuggler und Schlepper bereits zu den Aufgaben von "Sophia". Durch die Berliner Libyen-Konferenz am Sonntag, die den Weg zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ebnen wollte, bekommt die Aufgabe aber neue Dringlichkeit.

Die Marineschiffe der Operation "Sophia" retteten immer wieder auch Menschen aus Seenot. Wie jedes andere Schiff waren sie dazu nach dem Völkerrecht verpflichtet. Borrell erklärte nun, die Wiederaufnahme der Mission geschehe nicht um solcher Rettungen willen. Trotzdem werde man sich natürlich weiter um das Thema Migration kümmern, und jedes Schiff werde sich ans Völkerrecht halten, machte er klar.

Einsatz von Schiffen möglich

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte nach dem Treffen auf eine Frage nach "Sophia", es werde "ein breites Instrumentarium debattiert werden", was die EU tun könne. Dafür müssten aber erst die Voraussetzungen in Libyen geschaffen werden, "die haben wir noch nicht". Zuvor hatte Maas am Sonntag in der Talkshow "Anne Will" gesagt, dass über "Sophia" neu gesprochen werden müsse.

Der CDU-Europapolitiker Michael Gahler sagte, er sehe durch die Ergebnisse der Libyen-Konferenz die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die EU "Sophia" wieder mit Schiffen ausstatte. Schließlich sei in Berlin bekräftigt worden, dass nach Libyen keine Waffen mehr geliefert werden sollten, sagte der Europaabgeordnete dem Evangelischen Pressedienst (epd). Durch Luftraumüberwachung allein gelinge das nicht.

Ähnlich äußerte sich Raphael Bossong von der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Es ist durchaus möglich geworden, dass Operation 'Sophia' wieder Schiffe einsetzt, um die Kontrolle des Waffenembargos zu unterstützen", sagte er dem epd. Mit Blick auf die Seenotrettung hänge der erneute Einsatz von Schiffen aber unter anderem davon ab, ob sich "migrationskritische Staaten" bei der EU-Entscheidung enthielten beziehungsweise ob es eine glaubwürdige freiwillige Koalition gebe, um die geretteten Menschen aufzunehmen.

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