Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, füreinander einzustehen, unabhängig von Herkunft, Religion, Alter oder sexueller Orientierung. Steinmeier betonte am Freitag bei einem Festakt zur Gründung der AWO, Deutschland brauche mehr Menschen, die sich zur Solidarität entscheiden.
Der Verband feierte sein Jubiläum in Berlin. Die AWO (Arbeiterwohlfahrt) war am 13. Dezember 1919 auf Initiative der Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin Marie Juchacz gegründet worden.
Mutige Frauen und Männer hätten 1919 und in den Folgejahren für einen modernen Sozialstaat gekämpft, erinnerte Steinmeier. In der vielfältiger werdenden Gesellschaft heute brauche man Menschen, die sich anderen mit Respekt zuwenden und sich um mehr kümmerten als sich selbst, erklärte der Bundespräsident. Eine solche Haltung lasse sich nicht erzwingen: "Aber wir können uns für sie entscheiden", sagte Steinmeier laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Er warb außerdem für mehr Wertschätzung der Ehrenamtlichen, die zunehmend Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt seien.
Einsatz für gerechtere Lebensverhältnisse
Der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler forderte von der Politik einen entschlosseneren Einsatz für gerechtere Lebensverhältnisse in Deutschland. Zu viele Menschen könnten am Wohlstand der Gesellschaft nicht teilhaben, kritisierte er.
Die AWO habe viel zu den Errungenschaften des Sozialstaats beigetragen, sagte Stadler weiter. Sie müssten aber verteidigt werden: "Wir leben in Zeiten, in denen diese gesellschaftlichen Errungenschaften unter Druck geraten."
Bundesweit rund 318.000 Mitglieder
Die AWO (Arbeiterwohlfahrt) sollte nach dem Ersten Weltkrieg dazu beitragen, das Elend der armen Bevölkerungsschichten zu lindern. Wenige Wochen nach der Machtübernahme Adolf Hitlers wurde die Organisation verboten, weil sich ihre traditionell der SPD verbunden fühlenden Mitglieder der Gleichschaltung verweigerten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verband 1946 in Westdeutschland neu gegründet.
Die AWO gehört heute zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege und wird nach eigenen Angaben bundesweit von rund 318.000 Mitgliedern, 74.000 Ehrenamtlern und 231.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen.
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