Alter Mann auf einer Bank (Archivbild)
epd-bild / Jens Schulze
Einsamkeit im Alter kann psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und Demenz begünstigen. Kommunen müssten Alterseinsamkeit präventiv entgegenwirken, sagt Expertin Karin Haist von der Körber-Stiftung im Gespräch mit dem epd.
12.11.2019

Städte und Gemeinden müssen Senioren nach Ansicht von Experten besser vor Einsamkeit schützen. "Wenn Kommunen Alterseinsamkeit nicht präventiv entgegenwirken, kann sie das teuer zu stehen kommen", sagte Karin Haist, Leiterin der Projekte demografische Zukunftschancen der Körber-Stiftung, in Hamburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Spätestens wenn die geburtenstarke Generation der Babyboomer in Rente gehe, könnten die gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit im Alter zu einer großen finanziellen Belastung werden.

"Studien zeigen, dass Einsamkeit zum Beispiel zu erhöhtem Blutdruck führt", sagte Haist. Die Folge davon könnten Herz-Kreislauf-Probleme sein. Auch psychische Erkrankungen und Demenz würden durch wenige soziale Kontakte im Alter begünstigt. Einsame Menschen seien zudem früher pflegebedürftig. "Diese Folgen sind schon individuell gravierend", sagte die Demografieexpertin. "Zusätzlich belasten sie die Gemeinschaft."

Leicht erreichbare Begegnungsorte fördern

Besonders gefährdet, sich im Alter einsam zu führen, sind laut Haist arme, kranke, gering gebildete und alleinstehende Senioren. Auch ältere Menschen, die keine sinnvolle Aufgabe mehr haben und nicht mobil sind, seien oft einsam. Ab 75 Jahren steige Einsamkeit stark und kontinuierlich an.

Am besten lasse sich den Folgen von Alterseinsamkeit auf kommunaler Ebene entgegenwirken, sagte Haist. Sehr hilfreich sei es, leicht erreichbare Begegnungsorte wie öffentliche Bibliotheken oder Quartierszentren zu fördern, die zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Wo die Kommunen Wohnungsträger sind, könnten sie zudem dafür sorgen, dass Wohnen nicht isoliert: "Dazu gehören neue Wohnungsformen wie Alters-WGs oder Mehrgenerationenwohnen", sagte sie.

"Wenn 'Einsamkeit' drüber steht, kommt keiner"

Zudem lohne es sich, die soziale und politische Teilhabe von Senioren zu fördern. "Die Verwaltung kann dafür Anlaufstellen wie Freiwilligenagenturen einrichten und die Anerkennungskultur für soziales Engagement fördern", erklärte Haist. Um die richtigen Maßnahmen gegen Alterseinsamkeit zu finden, sollten die Kommunen aber am besten eine Strategie entwickeln: "Dazu gehören ein Datencheck und die Befragung der eigenen älteren Bevölkerung", sagte Haist.

Damit die Angebote einsame Senioren überhaupt erreichen, ist der Expertin zufolge die richtige Kommunikation unverzichtbar. "Die Ansprache muss da passieren, wo isolierte Menschen noch hingehen, zum Beispiel beim Arzt, in der Apotheke oder beim Friseur", sagte sie. Außerdem müsse das oftmals stigmatisierte Thema sensibel kommuniziert werden: "Wenn 'Einsamkeit' drüber steht, kommt keiner."

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