Werbeplakat für Organspende
epd-bild / Norbert Neetz
Die Zahl der Organspender und -spenden ist in den ersten zehn Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken.
07.11.2019

Nach dem deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr sei 2019 die Zahl der Organspender um 1,5 Prozent auf 775 zurückgegangen, sagte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Bei den gespendeten Organen sank die Zahl um 2,3 Prozent auf 2.507, sagte er am Rand des 15. DSO-Jahreskongresses.

Mehr als 15.000 Menschen warten auf Spenderorgan

Demgegenüber hätten im vergangenen Jahr 15.524 Patienten auf ein Spenderorgan gewartet, sagte Rahmel. Die Wartezeit auf eine Niere betrage in Deutschland nahezu zehn Jahre. Etliche Patienten erlebten dies nicht mehr. Dialysepatienten im jungen und mittleren Alter lebten 30 bis 40 Jahre kürzer als Patienten mit einer transplantierten Niere. Bei der Spenderrate liege Deutschland hinter allen westeuropäischen Ländern. Erfreulich sei aber, dass die Krankenhäuser in diesem Jahr 2.522 "organspendebezogene Kontakte" zur DSO aufgenommen hätten, 7,7 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Das am 1. April vom Deutschen Bundestag verabschiedete Organspendegesetz habe sehr gute Rahmenbedingungen geschaffen, sagte der Kaufmännische Vorstand der DSO, Thomas Biet. Die Entnahmekrankenhäuser bekämen jetzt eine bessere und differenziertere Aufwandserstattung. Bis vergangenen März habe die Pauschale für eine Organentnahme 5.300 Euro betragen, seit April bekämen die Krankenhäuser 19.700 Euro. Dies sei kein finanzieller Anreiz, aber ein Kostenausgleich.

Lob für neues Gesetz

Auch die Bedingungen für die Transplantationsbeauftragten seien durch das neue Gesetz verbessert worden, erklärte Biet. Die 1.300 Entnahmekrankenhäuser müssten abhängig von der Bettenzahl ihrer Intensivstation einen Stellenanteil vorsehen, dessen Kosten erstmals erstattet würden. Das Gesetz sehe außerdem erstmals eine Angehörigenbetreuung von Organspendern vor, ergänzte Rahmel. Am 30. September habe es in Halle die erste zentrale Veranstaltung zum Dank an Organspender und ihre Angehörigen gegeben.

Hinsichtlich der kontroversen Debatten im Bundestag um eine Stärkung der Entscheidungsbereitschaft für eine Organspende oder um die Einführung der Widerspruchslösung warben die DSO-Vorstände um die letztere. Bei einer Umfrage unter Intensivmedizinern hätten sich 63,5 Prozent für die Widerspruchslösung und 33,4 Prozent für die Entscheidungslösung ausgesprochen, sagte Rahmel. In Spanien, das hinsichtlich der Organspenden in Europa führend sei, gebe es die Widerspruchslösung seit 30 Jahren. Dort werde bei sterbenden Patienten die Möglichkeit einer Organentnahme "ganz normal mitgedacht".

Seit November 2012 gilt in Deutschland die Entscheidungslösung. Der Verstorbene oder seine Angehörigen müssen einer Organentnahme zugestimmt haben. Bei der Widerspruchslösung wird die Sachlage umgekehrt: Wenn der Verstorbene oder seine Angehörigen einer Organspende nicht widersprochen haben, können nach einem Hirntod Organe entnommen werden.

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