Proteste in Chile
epd-bild/Salka Tennen
Trotz Reformversprechen halten die Massenproteste in Chile weiter an. Gewerkschaften und soziale Verbände führten Zehntausende Demonstranten in der Hauptstadt Santiago an. Im Zentrum Santiagos kam es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen.
24.10.2019

In Chile halten trotz der Versprechen von Präsident Sebastián Piñera die Massenproteste gegen die hohen Lebenshaltungskosten an. Zehntausende Menschen versammelten sich auch am Mittwoch (Ortszeit) in der Hauptstadt Santiago zu einem Protestmarsch, wie die Tageszeitung "La Tercera" berichtete. Die Demonstration wurde von Gewerkschaften und sozialen Verbänden angeführt. Auch in weiteren Städten gingen die Menschen gegen die Sozialpolitik der Regierung auf die Straße. Im Zentrum von Santiago kam es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen. Demonstranten errichteten brennende Barrikaden, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.

Nach Angaben des Justizministeriums stieg die Zahl der Todesopfer der seit über einer Woche anhaltenden Proteste auf 18. Die meisten Menschen wurden getötet, als Supermärkte und ein Textillager in Brand gesteckt wurden. In Santiago und elf weiteren großen Städten galt nach wie vor eine nächtliche Ausgangssperre. Allein in der Hauptstadt sind etwa 20.000 Soldaten im Einsatz und an 130 "kritischen Orten" postiert, wie das Innenministerium mitteilte. Das Militär rief jetzt auch Reservisten auf, sich in ihren Einheiten zum aktiven Dienst zu melden.

Piñera entschuldigte sich bei der Bevölkerung

Piñera hatte auf Druck der Proteste eingelenkt und Erhöhungen der Mindestrente sowie des Mindestlohnes angekündigt. Zudem sollen die Preise für Arzneimittel gesenkt und die hohen Strompreise eingefroren werden. Bei der Bevölkerung hat sich der konservative Politiker entschuldigt und zugegeben, das ganze Ausmaß der sozialen Unzufriedenheit nicht erkannt haben.

Die Proteste hatten sich ursprünglich an Fahrpreiserhöhungen für die Metro in Santiago entzündet, die aber zurückgenommen wurden. Doch der Unmut in der Bevölkerung wegen der exorbitant gestiegenen Lebenshaltungskosten schwelt schon lange. Unter der Regierung Piñera hat sich Chile zwar wirtschaftlich konsolidiert, die soziale Ungleichheit nahm aber weiter zu. Zugesagte Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen blieben aus.

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