Soziale Medien wirken "zutiefst antidemokratisch", sagte ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Conrad Albert. (Archivbild)
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Soziale Medien seien in ihrer Wirkungsweise "zutiefst antidemokratisch", sagte ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Conrad Albert bei den Medientagen München. Daher sei der Wert von Inhalten klassischer Medien immer wichtiger.
23.10.2019

Die Medientage München haben am Mittwoch mit einer Diskussion über die gesellschaftlichen Auswirkungen großer Social-Media-Plattformen begonnen. ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Conrad Albert sagte, er beobachte einen "eskalierenden Automatismus" bei Hassbotschaften, die beispielsweise über Facebook verbreitet werden. Soziale Medien seien in ihrer Wirkungsweise "zutiefst antidemokratisch". Es sei kein Zufall, dass der Attentäter von Halle sich im Internet radikalisiert habe. Daher sei der Wert von Inhalten klassischer Medien (Public Value) immer wichtiger, egal ob bei Presse, Hörfunk oder Fernsehen, sagte Albert.

Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm sagte, die Geschäftsmodelle von Google und anderen US-Technologieriesen heizten "die Polarisierung in der Gesellschaft an". Deshalb sei eine eigene Infrastruktur in Europa erforderlich, ein "eigenes Können" etwa bei Browsern und Suchmaschinen. Hier könne man aber nicht allein auf den Markt vertrauen, sondern müsse ähnlich wie bei der Gründung von Airbus einen großen politischen Plan schaffen, betonte Wilhelm, der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) ist.

Facebook habe massiv aufgeholt

Facebook-Manager Jesper Doub räumte ein, das Unternehmen habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Zuletzt habe Facebook aber massiv aufgeholt. Nun müsse die Plattform beweisen, dass sie gelernt habe. Um zu Lösungen zu kommen, müsse es sowohl bei Facebook als auch bei dessen Partnern in der Medienbranche "kundige Gesprächspartner" geben. Dies sei für ihn eine Motivation gewesen, vom "Spiegel" zu Facebook zu wechseln. Doub war bis Mitte 2018 Verlagsleiter beim "Spiegel", bei Facebook ist er nun Direktor für News-Partnerschaften.

Die rheinland-pfälzische Medienstaatssekretärin Heike Raab (SPD) verwies auf den neuen Medienstaatsvertrag, den die Ministerpräsidenten in dieser Woche beschließen wollen. Dieser sei ein "Paradigmenwechsel", weil er auch die Regulierung sogenannter Intermediäre - beispielsweise Suchmaschinen - einschließe. Hier seien ein Transparenzgebot und ein Diskriminierungsverbot besonders wichtig. So müssten Nutzer etwa die Voreinstellungen bei Smart Speakern wie Alexa selbst vornehmen können.

Die Medientage München stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Next Digital Level: Let's build the Media we want!". Veranstalter ist eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), eine Förderung kommt von der Bayerischen Staatskanzlei. Der Kongress, der am Mittwoch begonnen hat, endet am Freitag.

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