Ein Mädchen am Tablet (Archivbild)
epd-bild/Anke Bingel
Spiele, Videos, Musik und Social-Media: Kinder und Jugendliche sind einer Studie zufolge mehr als zwei Stunden täglich im Internet. Etwa die Hälfte der Befragten erklärte, dass sie sich langweile, wenn sie nicht online sein könne.
19.09.2019

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet gefordert. Heranwachsende, die im Netz schlimme oder sogar verstörende Erfahrungen gemacht haben, bräuchten mehr Hilfsangebote, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, am Donnerstag in Berlin bei der Präsentation einer neuen Studie über "Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen".

Zudem müssten Internet-Anbieter ihrer Verantwortung nachkommen, Kinder und Jugendliche besser vor schädlichen und rechtswidrigen Inhalten sowie Übergriffen zu schützen, sagte Schneider. Unicef präsentierte die Studie zusammen mit dem Hamburger Hans-Bredow-Institut - Leibniz-Institut für Medienforschung zum Weltkindertag am Freitag.

Steigende Tendenz am Wochenende

Danach sind Kinder und Jugendliche täglich 2,4 Stunden online, mit deutlich steigender Tendenz bei Älteren und an Wochenenden. Bevorzugt gehe es dabei um, Videos anschauen, Musik hören, Schularbeiten, Spiele spielen und Social-Media-Angebote. Etwa die Hälfte der Befragten erklärte, dass sie sich langweile, wenn sie nicht online sein könne. Für die Studie waren im Sommer 1.044 Kinder und Jugendliche und deren Eltern befragt worden.

Die 15- bis 17-Jährigen gaben an, dass sie täglich sogar 3,4 Stunden und an Wochenenden vier Stunden online sind. 28 Prozent erklärten, dass sie schon ein paarmal erfolglos versucht hätten, die Nutzungszeit zu reduzieren.

Verstörende Erfahrungen

Schlimme oder verstörende Erfahrungen haben knapp neun Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten im Internet gemacht. "Hochgerechnet betrifft dies deutschlandweit mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche", sagte Schneider. Gut ein Viertel der Heranwachsenden erklärten, dass sie bereits Erfahrungen mit gemeinen und verletzenden Verhaltensweisen gemacht haben - online wie offline.

Dabei schätzen die Heranwachsenden ihre Online-Kompetenzen meist positiv ein. Mehr als 70 Prozent sagen laut Studie, dass sie wissen, welche Informationen sie teilen sollten und welche nicht. Trotzdem haben 20 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen bereits sexuelle Nachrichten verschickt. Allerdings findet nur jeder Dritte es einfach, zu überprüfen, ob Informationen im Netz wahr sind.

Ungenutzte Chancen

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gab an, im vergangenen Jahr sexuelle Bilder im Internet gesehen zu haben. 37 Prozent hatten diese Inhalte gezielt ausgewählt, darunter doppelt soviel Jungs wie Mädchen. 35 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen erhielten zudem sexuelle Nachrichten. Fast ebenso viele wurden "nach sexuellen Dingen gefragt", obwohl sie sich dazu nicht äußern wollten. Weiter gaben zwölf Prozent an, im vergangenen Jahr eine Online-Bekanntschaft real getroffen zu haben. Dies betraf vor allem die Gruppe der 15- bis 17-Jährigen. Neun Prozent der Kinder und Jugendlichen erlebten aber auch, dass ihre Eltern ohne ihr Einverständnis Texte, Bilder und Videos veröffentlichten.

Uwe Hasebrink vom Leibniz-Institut für Medienforschung verwies bei der Präsentation auch auf die noch ungenutzten Chancen des Internets für Bildung und Teilhabe der jungen Menschen. So benutze beispielsweise bislang nur ein Drittel der Heranwachsenden das Internet dazu, sich über aktuelle Nachrichten zu informieren.

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